Elektronische Beats mit der Stimme

Trier · Stillstehen? Unmöglich. Der Groove fährt sofort in die Beine, der Beat in den Bauch. Und das alles a cappella. Nur mit ihren Stimmen imitieren - und erfinden - die fünf Musiker der österreichischen Beatboxband Bauchklang alle möglichen Instrumente und Elek tro-Sounds. Clubmusik mit der Stimme, die 100 Gäste in der Trie rer Tufa mitreißt.

 Für den dumpfen Bass ist bei der österreichischen Band Bauchklang Alex Böck (links) zuständig, Philipp Sageder liefert den Synthesizer-Sound – alleine mit ihren Stimmen. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Für den dumpfen Bass ist bei der österreichischen Band Bauchklang Alex Böck (links) zuständig, Philipp Sageder liefert den Synthesizer-Sound – alleine mit ihren Stimmen. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. Dröhnende Bässe, zischende Becken, fordernde Rhythmen. Der Mann am Schlagzeug muss ein Verrückter sein; dieses Tempo, diese abgefahrenen Sounds. Ist er aber nicht. Denn statt eines Drummers stehen fünf Jungs mit Mikro auf der Bühne, intonieren sämtliche Geräusche ohne Instrumente, produzieren elek tronische Beats ohne Synthesizer - alleine mit der Kraft der Stimme und des Zwerchfells. Clubmusik, die groovt, Dub, Elektro, Hip Hop, Techno, Drum \'n\' Bass - direkt aus dem Bauch in die Beine der Gäste in der Tufa Trier.
Unglaubliche Sounds


Dazu nutzen die Musiker der österreichischen Band Bauchklang alle möglichen Tricks zur Verstärkung und Verzerrung wie Klopfen auf den Oberkörper oder Zupfen an den Wangen. Unglaublich, zu welchen Geräuschen menschliche Kehlen in der Lage sind - Synthesizer wären damit überfordert.
Das Publikum ist vom ersten Ton an da, tanzt mit. Stillstehen geht nicht, weder im Zuhörerraum noch auf der Bühne. Alex Böcks tiefer Bass wummert aus den Boxen, dass der Boden vi briert. Die Musiker unterstreichen ihre Sounds mit Gesten, wechseln ihre Positionen, um gemeinsam die Bassdrum zu singen oder zu scratchen, dass jeder DJ neidisch wird. Und doch, die Akustik in der Tufa verwischt viele Töne, vor allem die tiefen kommen oft nur als Brummen aus den Boxen. Das ist bedauerlich, haben doch Gerald Huber (Beatbox, Bass, Vocals), Christian "Bina" Birawsky (Beatbox, Mouthpercussions), und Philipp Sageder (Mouthpercussions, Vocals) so unglaublich viele Töne, so viele Nuancen drauf. Einzig Sänger - und Mit-Soundlieferant - Andi Fränzl kommt deutlicher rüber.
Gäste erobern Bühne


Wie immer bei Bauchklang lädt die Band während des Konzerts Gastmusiker zur Session ein. In Trier lassen sich Beatboxer Sebastian Ebers aus Koblenz und der Trierer Sänger Boris "Eisbär" Juncker, der seinen ersten Auftritt beim Jazzgipfel 2002 in der Tufa hatte, auf das Experiment ein und werden vom Publikum gefeiert.
Ungewöhnlich auch die Art der Österreicher, für ihren Auftritt zu werben: Mittags stehen sie auf dem Hauptmarkt, in Sichtweite des Doms, singen drei Stücke - und sind weg, bevor die hinzugerufene Polizei auftaucht. Auch wenn sich ihre Zahl dennoch in Grenzen hält, die 100 Zuhörer machen Stimmung, jubeln den Musikern zu, pfeifen, rufen, applaudieren, als wären sie zehnmal so viele.

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