Emotionale Klänge für eine stumme Femme fatale

Luxemburg · Mit einer Uraufführung ist die Kino-Konzertreihe in der Luxemburger Philharmonie zu Ende gegangen: Jazz-Vibrafonist Pascal Schumacher spielte seine erste Filmmusikkomposition zum Stummfilm "Die Frau nach der man sich sehnt".

 Pascal Schumacher glänzte bislang als Jazz-Vibrafonist, wie hier bei einem Auftritt in Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Pascal Schumacher glänzte bislang als Jazz-Vibrafonist, wie hier bei einem Auftritt in Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Luxemburg. Alles was der Luxemburger Jazz-Vibrafonist Pascal Schumacher bisher angepackt hat, ist von Erfolg und Preisen gekrönt. Gerade hat der 33-Jährige den Echo 2012 als Jazz-Instrumentalist des Jahres bekommen. Einer neuen Herausforderung hat er sich als Komponist und Interpret von Musik zum Stummfilm "Die Frau nach der man sich sehnt" von 1929 gestellt.
Für den hauptsächlich im Jazz und mit kleinen Ensembles erfahrenen Musiker galt es, sich in die ihm unbekannte Filmmaterie und die Konzeption eines umfassenden Werks für großes Orchester einzuarbeiten. Denn realisiert hat er das Projekt zunächst mit dem Rundfunkorchester des WDR für dessen Programm zum 20. Todestag von Marlene Dietrich in diesem Jahr.
Abgespeckte Version


Und noch eine weitere Hürde war zu nehmen: Für die Live-Uraufführung in der Luxemburger Philharmonie mit dem 15 Musiker starken Kammerensemble United Instruments of Lucilin unter Leitung von Christian Schumann musste die opulente Orchesterversion wieder "abgespeckt" werden. Das Ergebnis: Ein dennoch vielstimmiges, ausdrucksstarkes und illustratives Musikerlebnis in fast klassischer Manier.
Schumacher verwendet einfache, sich wiederholende und wiedererkennbare Themen, die er je nach Situation im Film über Tempo, Harmonie und Orches trierung variiert. Dabei korrespondieren Klang- und Bildästhetik bestens, zum Beispiel wenn ätherische Vibrafon-Schwingungen das geheimnisvolle Leuchten von Marlene Dietrichs Gesicht untermalen.
Erstmals in ihrer noch frühen Karriere verkörpert Marlene Dietrich im Film die Femme fatale. Als "Stascha" manipuliert sie per Augenaufschlag Männer zu irrationalen Handlungen. Erst hat sie ihren Liebhaber Dr. Karloff dazu gebracht, ihren Mann umzubringen. Dann treibt sie Zufallsbekanntschaft Henri dazu, seine frisch angetraute Braut zu verlassen, um sie aus Karloffs Armen zu befreien. Die brisante Dreierkonstellation endet jedoch für sie selbst tödlich.
Schumachers Musik versteht es, die emotionale Spannung und Dramatik zu transportieren. Manchmal mit etwas zu viel Pathos, meist aber mit gelungenen Kniffen wie der rhythmischen Übersetzung des Tickens der im Film zu sehenden Uhr.

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