US-Band in Europa Die vielleicht schönste Stimme im Indie-Pop – Gänsehaut-Momente mit Death Cab for Cutie in Luxemburg (mit Bildern)

Ein emotionaler Abend – nicht nur dank einiger Songs eines Jubiläums-Albums: So war der Auftritt von Death Cab for Cutie im Luxemburger Atelier.

Death Cab for Cutie beim Aufritt im Atelier in Luxemburg
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US-Band Death Cab for Cutie in Luxemburg (Bilder)

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Foto: Andreas Feichtner

47,2 Jahre! Nur noch ein paar Monate, dann ist der Tiefpunkt erreicht, dann geht es unaufhaltsam aufwärts, das Glück kommt nur noch so angeschossen und die Altersmilde packt alles in Watte. Das klingt dubios, klar, ist aber zumindest ein Stück weit statistisch unterfüttert. Laut einer Studie des Wirtschaftswissenschaftlers David G. Blanchflower erreichen Menschen im Alter von 47,2 Jahren ihren emotionalen Tiefpunkt, danach geht’s wieder (etwas) aufwärts.

Ob das auch für Ben Gibbard gelten wird, noch 46 Jahre alt, ist natürlich völlig offen. Der Frontmann von Death Cab for Cutie macht mit seiner Band seit mittlerweile einem Vierteljahrhundert so schön traurigen Indiepop und -rock, dass das bei ihm längst eher ein Markenzeichen sein dürfte als sein ständiger Gemütszustand. „Sad music“ steht dann auch auf T-Shirts am Merch-Stand. Genau genommen macht ein Konzert der Band auch viel eher glücklich als traurig: Gibbard hat einfach eine der schönsten Popstimmen seiner Generation. Ohne Jammern, aber mit viel Sehnsucht in jedem Song.

Gänsehautmomente im Atelier in Luxemburg

Und live gibt’s Gänsehautmomente, mehrfach. Das ist zumindest die Erkenntnis des Reporters nach der Show der US-Band im nicht ganz ausverkauften Luxemburger „Atelier“ (die von Slow Pulp aus dem US-Staat Wisconsin eröffnet wurde): In zwei Dutzend Songs spielt sich Death Cab for Cutie durch die Bandgeschichte, die Anfang des Jahrtausends mit dem großartigen Album „Transatlanticism“ in Deutschland so richtig losging. Mit dem Song „New Year“ sollte man eigentlich jedes neues Jahr beginnen, das wäre mal ein sinnvoller Vorsatz.

Nicht jede Veröffentlichung danach war ein Meisterwerk, aber auf dem aktuellen „Asphalt Meadows“ (von dem vor wenigen Tagen auch eine Akustik-Version veröffentlicht wurde) ist die Band aus dem US-Staat Washington wieder ganz bei sich und seinen Stärken. Etwa in „I don’t know how I survive“, Opener des Albums und der Show. Oder mit dem Sprechgesang und dem tollen Post-Rock-Ende in „Foxglove through the Clearcut“.

Vor zwölf Jahren hatte Ben Gibbard, Bassist Nick Harmer und Schlagzeuger Jason McGerr schon mal an gleicher Stelle gespielt, damals noch mit Chris Walla - aber den Abschied des Gitarristen und Songwriters im Jahr 2014 hat die Band inzwischen gut verkraftet. Allzu oft waren sie seitdem nicht in Europa unterwegs. Auf große Jubiläums-Shows müssen Ben-Gibbard-Fans in Europa in diesem Jahr verzichten: In den USA gibt’s im Herbst auf einer kleinen Tour eine Hommage ans Jahr 2003 - vor 20 Jahren kam „Transatlanticism“ raus, ebenso wie „Give Up“ von „The Postal Service“, wo Gibbard ebenfalls singt: „Diese beiden Platten werden auf meinem Grabstein stehen, und damit bin ich völlig einverstanden. Ich hatte noch nie ein kreativer inspiriertes Jahr“, so kündigte der Sänger die Tour an. Dann ist er ziemlich genau 47,2 Jahre alt. Und sicher nicht am Tiefpunkt.

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