Empfindsamkeit und Jugendfrische beim fünften Sinfoniekonzert

Trier · Ein gelungener Abend für junge Leute und solche, die in ihrem Wesen jung geblieben sind, ist das fünfte Sinfoniekonzert im Trierer Theater gewesen. 530 Zuhörer spendeten dem Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Joongbae Jee begeisterten Beifall.

Trier. Streichergewitter und Strahlklang: Joongbae Jee bringt Musik zum Sprechen und Leuchten. Mit geradezu ansteckender Lust war der junge Dirigent beim fünften Sinfoniekonzert des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier bei der Sache. Der 1982 geborene Koreaner brachte genau jene Frische und Musikalität mit, die nötig war, um die Musik dieses Abends auszudeuten und gemeinsam mit dem Orchester in Klang zu verwandeln.
Auf dem Programm standen Mendelssohns Empfindsamkeit und ein Beethoven zwischen Mozarts Wiener Klassik und jenem Himmelssturm, den man aus der Eroica kennt. Die jungen Leute waren sozusagen unter sich: Noch jünger als Joongbae Jee war der erst 21 Jahre alte Felix Mendelssohn Bartholdy, als er seine Symphonie Nr. 4 in A-Dur, die "Italienische", schrieb. Gerade 25 Jahre zählte Ludwig van Beethoven, als er das Klavierkonzert Nr. 1 in C-Dur komponierte.

Gespür für Struktur


Der Abend begann mit Mendelssohns Ouvertüre zu Victor Hugos Drama "Ruy Glas". Jee langte kräftig zu. Bei allem dicken Auftrag zeigte sich bereits da das Gespür des Koreaners für Struktur, Rhythmus und konturiertes Spielen.
Mit Patricia Pagny hatte das Orchester für Beethovens Klavierkonzert eine Pianistin mit eigenwilligem Gestaltungswillen gewonnen. Wie in Trance scheint die Musikerin aus Lothringen bisweilen die Musik aus sich her auszuspielen. Wie sehr sie sich in sie vertieft, ihre Möglichkeiten auslotet, gleichsam damit spielt, wurde in der eindrucksvollen Kadenz hörbar.
Pagnys Anschlag wirkt, als ob sie auf einem Hammerklavier spielte. Gerade der erste Satz des Konzerts kam dabei recht trocken herüber. Umso schöner das wunderbare, innige Largo. Die Französin und das Orchester blieben meist gute Partner in diesem ganz auf Rede und Gegenrede ausgerichteten Konzert. Ihr übermütiges Rondo riss die Musiker geradezu mit. Denen gelang bei Beethoven die galoppierende Begeisterung der Musik besser als die langsamen Partien.
Zum strahlenden Höhepunkt des Abends geriet Mendelssohns "Italienische". Einfühlsam lebten Orchester und Dirigent das ganze vielfarbige Wesen der Musik aus: ihren leuchtenden Klang und ihre feine Melancholie, das Tänzerische und das Stürmische. Mitreißend: das rasante Finale.

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