Ende einer Erfolgsgeschichte?

BERNKASTEL-KUES. Seit klar ist, dass die Moselfestwochen in der bisherigen Struktur nicht zu erhalten sind, werden hinter den Kulissen mehrere Modelle für eine breitere Trägerschaft diskutiert.

"Quo vadis, Moselfestwochen": Als sich unter diesem Motto Mitte Juli eine illustre Runde aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Tourismus im Weinromantikhotel Richtershof in Mülheim traf, um über die Zukunftsperspektiven des Renommier-Festivals zu beraten, mochte keine romantische Stimmung aufkommen. Da konnte Moderator und Tourismus-Experte Martin Fontanari noch so sehr die segensreiche Wirkung des Festivals für das Image der Region preisen: Die dunklen Wolken über der Zukunft waren das prägende Thema. Als die Moselfestwochen 1985 gegründet wurden, dachte man an eine Handvoll Veranstaltungen zur gehaltvollen Zerstreuung der Kurgäste in Bernkastel-Kues. Unter der ambitionierten Regie des Kulturmanagers Hermann Lewen wurde daraus peu-à-peu das größte Kulturfestival der Region. Nur die Struktur blieb die gleiche: Ausrichter war die "Kultur&Kur GmbH" von Stadt und VG Bernkastel-Kues, finanziell unterstützt vom Land Rheinland-Pfalz und der Moselland-Touristik. Seit langem schon sind die Kommunalpolitiker vor Ort unzufrieden mit der Situation. Sie wollten die Region finanziell und organisatorisch stärker einbinden, aber, so argwöhnt Stadtbürgermeister Wolfgang Port, "die haben alle gesagt, lasst doch die Bernkasteler weiterwurschteln". Zum Jahresende könnte die Kultur&Kur ausgewurschtelt haben. Stadt und VG wollen sich neu organisieren, den Tourismus- und den Kurbereich stärker zusammenfassen. Dabei brauchen sie alle personellen Ressourcen, für die aufwändigen Festwochen wäre kein Platz mehr - höchstens als Mini-Variante für den "Eigenbedarf". Die Lage ist ernst. "Wir werden diese Sache nicht aussitzen", sagt Wolfgang Port. Eine Übergangslösung sei denkbar, versichert VG-Bürgermeister Ulf Hangert, "aber nur, wenn es eine klare Perspektive für eine neue Struktur gibt". Es gebe "keinen Zweifel", dass man "die hervorragende Arbeit von Herrn Lewen erhalten" wolle, aber auf neuer Geschäftsgrundlage. Für die ideale Lösung hält nicht nur Hangert eine neu zu gründende Struktur, die neben der Organisation der Moselfestwochen auch die professionelle Vermarktung von Highlights der Region wie Antikenfestspiele, Brot&Spiele oder Wein& Gourmet-Festival in die Hand nehmen könnte.Gemeinsames Dach für regionale Highlights

Auf 750 000 Euro werden in einem internen Papier die Ko-sten einer solchen Einrichtung geschätzt. Knapp 300 000 Euro konnten die Moselfestwochen bislang aus Eintrittseinnahmen, Sponsoring und Übertragungsrechten erzielen. Das erkleckliche Rest-Sümmchen dürfte der Grund sein, warum die kommunalen Würdenträger landauf, landab zwar die Notwendigkeit der Festwochen betonen, konkrete Zusagen über eine Beteiligung aber tunlichst vermeiden. Die Landrätin des Kreises Bernkastel-Kues, Beate Läsch-Weber, setzt auf stille Diplomatie. Sie hofft, das Land Rheinland-Pfalz - großzügiger Förderer von Fe-stivals an der Rheinschiene - für ein dauerhaftes Engagement gewinnen zu können. Man setzt auf die Fürsprache von ADD-Präsident Josef Peter Mertes. Der freilich lässt kaum eine Gelegenheit aus, darauf hinzuweisen, dass Mainz einer institutionellen Förderung von Projekten skeptisch gegenüber steht. Bliebe noch eine andere Option: Die Angliederung der Festwochen-Organisation an die Moselland-Touristik. Aber dort regt sich Widerstand, fürchten doch die Mitglieds-Kommunen, letztlich alleine auf den Kosten sitzen zu bleiben.

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