Endspurt vor der Sommerpause

Trier · Die Proben für die größte Trierer Theaterproduktion der vergangenen Jahrzehnte laufen auf Hochtouren. Wenn die Sänger, Schauspieler und Tänzer am Montag in die Theaterferien gehen, muss die "West Side Story" in der Trier-Wester Bobinet-Fabrikhalle in wesentlichen Teilen sitzen.

 Mit reichlich Dynamik Richtung Premiere: Das Trierer Tanz-Theater zieht als New Yorker Straßengang durch die alte Bobinet-Fabrikhalle in Trier-West. Foto: Theater Trier/Marco Piecuch

Mit reichlich Dynamik Richtung Premiere: Das Trierer Tanz-Theater zieht als New Yorker Straßengang durch die alte Bobinet-Fabrikhalle in Trier-West. Foto: Theater Trier/Marco Piecuch

Trier. Das wird ein richtiges Abenteuer: Erst Mitte August ist die Theatertruppe aus dem verdienten Urlaub zurück, und am 27. August soll die Premiere steigen. Will heißen: Für den Aufbau des endgültigen Bühnenbilds, die großen Schlussproben und die Feinarbeit an Licht und Ton bleiben nach den Ferien nicht einmal vierzehn Tage.
Gut, dass Regisseur Sven Grützmacher in den vergangenen Wochen jede Menge vorgearbeitet hat. Ein harter Job für die Akteure, mal bei drückender Schwüle, mal bei empfindlicher Kühle. Trie rer Sommerklima halt, verstärkt durch die großen Glasflächen in der Decke der ehemaligen Fabrikhalle für Autozubehör.
Inzwischen kann man ahnen, wie es später hier aussehen wird. Die fast 40 Meter lange Tribüne mit Platz für über 800 Besucher nimmt einen Drittel des Raums ein, der Rest bildet die gigantische Spielfläche. Ein Wohnwagen steht im Zentrum, rundherum siedelt Bühnenbildner Dirk Immich einzelne Schauplätze an.
Es wird ein Meisterstück für den Beleuchter, die Handlung zu fokussieren. Bei den Proben sieht vieles nach einer filmartigen Collage-Technik aus, die von Location zu Location springt. Die Deko soll den Charakter der Fabrikhalle nicht verdecken, sagt Chefdramaturg Peter Oppermann. Im Gegenteil: Leitungsrohre, Lüftungsschächte und Bodenplatten spielen mit, unterstreichen das raue Westside-Ambiente.
Der Regisseur schwört seine Akteure auf eine aggressive, fetzige Grundstimmung ein. Die West Side Story ist trotz Evergreens wie "Maria" und "Tonight" kein nettes Musical, Bernstein liefert mit der Romeo-und-Julia-Geschichte aus einem New Yorker Armenviertel auch eine präzise Gesellschaftsbeschreibung. Bei den Darstellern ist Flexibilität gefragt: Tänzer sprechen, Sänger tanzen, Schauspieler singen.
30 Solisten und 70 weitere Darsteller stehen Grützmacher zur Verfügung, um die Story publikumswirksam herauszuarbeiten. Und Chefdirigent Victor Puhl muss sein Orchester motivieren, das Wilde und Schmutzige an dem swingenden Bernstein-Sound herauszukitzeln. Die Trie rer Philharmoniker werden in einem Nebenraum sitzen und mit einem aufwendigen Verfahren abgemischt und zugespielt.
Das Theater setzt aber nicht nur auf künstlerische Qualität, sondern auch auf den Eventcharakter der Produktion. Ein Teil des Hallenkomplexes wird von den Edel-Ausstattern der Region, Hubor&Hubor, in Bars und Lounges verwandelt, auch ein "West-Side-Story-Menü" der gehobenen Klasse ist in Planung. Es dürfte allerdings angesichts der Sommerpausenzeit nicht ganz leicht sein, eine breite Mobilisierung zu erreichen - dafür richtet man ab dem 4. Juli eigens einen Online-Ticketverkauf über die Theater-Homepage ein.
Premiere am 27. August, weitere 18 Vorstellungen bis zum 9. Oktober. Regie: Sven Grützmacher, Bühnenbild: Dirk Immich, Musikalische Leitung: Victor Puhl. In den Hauptrollen: Joana Caspar, Carsten Lepper, Sabine Brandauer, Luis Lay, Eric Rentmeister. Info: theater-trier.de

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