Kultur Endzeitstimmung am Trierer Schießgraben

Trier · Im Deutschherrenhaus laufen die Proben zu Gerhard Stäblers Musiktheaterstück „Letzte Dinge“.

 Bariton Martin Lindsay windet sich hier aus einem Zelt. Momentan wird in der ehemaligen Ökonomie des historischen Deutschherrenhauses Schießgraben für Gerhard Stäblers Musiktheaterstück „Letzte Dinge“ geprobt.

Bariton Martin Lindsay windet sich hier aus einem Zelt. Momentan wird in der ehemaligen Ökonomie des historischen Deutschherrenhauses Schießgraben für Gerhard Stäblers Musiktheaterstück „Letzte Dinge“ geprobt.

Foto: TV/Eva-Maria Reuther

Endzeitstimmung in der ehemaligen Ökonomie des historischen Deutschherrenhauses am Schießgraben. Gleich am Eingang steht eine Skulptur aus Einkaufswägen und allerhand Schrott. Auf dem Boden sind ein paar winzige Zelte verstreut. Aus einem windet sich gerade Bariton Martin Lindsay. Wo das Theater Trier einst seine Probebühne und später ein Kulissenlager unterhielt wird derzeit für Gerhard Stäblers Musiktheaterstück „Letzte Dinge“ nach dem 1987 erschienenen Roman von Paul Auster „Im Land der letzten Dinge“ geprobt. Veranstalter sind die Gesellschaft für Aktuelle Klangkunst Trier in Kooperation mit der Tufa (der TV berichtete).

Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Schließlich ist am Donnerstag Premiere. Die Vorarbeiten seien aufwändig gewesen, erzählt Bernd Bleffert, der mit Klaus Reeh die Organisation übernommen hat. Schließlich musste der Raum, ebenso wie die ehemalige Orangerie nebenan, erstmal freigeräumt und hergerichtet werden. Seit Sommer probt bereits der musikalische Leiter Roland Techet mit den Sängern an den anspruchsvollen musikalischen Partien. Die Herausforderung sei groß , erzählt Bleffert, zumal für den mitwirkenden Laienchor und seine Aktionen. Seit dem Wochenende hat auch Regisseur Thomas Rath die Probenarbeit für die szenische Gestaltung aufgenommen. Gerhard Stäblers 2007 in Würzburg uraufgeführter Fassung hat er Textstellen aus dem Roman für eine Sprecherrolle eingefügt. Und auch für den Chor hat Stäbler ein paar zusätzliche Stücke geschrieben.

Der Komponist ist im übrigen hoffnungsfroh. „Ich bin sehr zuversichtlich“ sagt Stäbler, nachdem er die ersten Proben besucht hat. Den gesellschaftskritischen Komponisten hatte seinerzeit der gleichermaßen realistische wie visionäre Blick des amerikanischen Autors auf die Welt und ihre Verhältnisse fasziniert. Gleichwohl – das ist Stäbler wichtig – habe sich Auster nicht mit post­apokalyptischem Pessimismus begnügt. Stattdessen habe er seinen Roman als Aufforderung verstanden, die Welt zum Besseren zu ändern. Bislang wohl eher ohne Erfolg, glaubt Stäbler. „Heute, 30 Jahre nach Erscheinen des Buches, sind die Verhältnisse eher schlimmer geworden“. Um seelische Grenzerfahrungen geht es dem Komponisten bei seinen musikalischen Montagen: „Ich will zeigen, wie jemand das Letzte aus sich herauspresst“. Gleichsam als Kommentare zum Musiktheaterstück haben Studentinnen der Hochschule Trier, Holzschnitte angefertigt, die in der Orangerie des Deutschherrenhauses gezeigt werden.

Premiere „Letzte Dinge“: 23. August, 20 Uhr Weitere Aufführungen am 25. und 26. August um 20 Uhr. Vernissage der Holzschnitt Ausstellung am 17. August um 19 Uhr. Vortrag zu Paul Auster, Referent Christian Eilers, Mainz, am 19. August, 18 Uhr. Veranstaltungsort: Ökonomie und Orangerie des Deutschherrenhauses am Schießgraben, Trier, Ausoniusstraße 1 (neben villa Wuller). Mehr Informationen auch unter www.tufa-trier.de

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