Engagiert, farbmächtig und kraftvoll

Trier · Auf den Punkt haben sie es gebracht, die zwölf Absolventen des berufsbegleitenden Studiums an der Europäischen Kunstakademie Trier, die jetzt ihr Diplom erhalten haben. In der zugehörigen Ausstellung "Punktlandung 2016" sind derzeit ihre Arbeiten zu sehen.

 Werke der Absolventen: Die Installation (links) aus Mixed Media „Weniger ist leer“ von Nina Schmidbauer und der Holzschnitt „La joie folle“ von Josiane Ginter. TV-Fotos (2): Eva-Maria Reuther

Werke der Absolventen: Die Installation (links) aus Mixed Media „Weniger ist leer“ von Nina Schmidbauer und der Holzschnitt „La joie folle“ von Josiane Ginter. TV-Fotos (2): Eva-Maria Reuther

Foto: (g_kultur

Trier. Grün und blau schillert ihre Freude. Etwas Fernes, Geheimnisvolles geht von der Frau mit den überlangen Gliedern und dem zurückgeworfenen Kopf aus. Josiane Ginters großformatiger Holzschnitt "La joie folle" springt einen sogleich an, wenn man die Kunsthalle der Europäischen Kunstakademie Trier (EKA) betritt.Berufsbegleitendes Kunststudium

Engagiert, farbmächtig und kraftvoll
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Das expressionistisch anmutende Bild ist eine der stärksten Arbeiten der aktuellen Schau dort. Wahnsinnsfreude, wie sie der Titel des eindrucksvollen Werks signalisiert, mag auch seine Schöpferin erfüllt haben angesichts ihres gerade erworbenen Diploms. Mit anderen Kolleginnen und Kollegen hat die Luxemburgerin ihr Studium an der EKA zielführend auf den Punkt gebracht. "Punktlandung" heißt folgerichtig auch die zugehörige Ausstellung, mit der sich alljährlich die frischgebackenen Diplomanden vorstellen. Bereits seit 2010 bietet die Akademie das sechssemestrige berufsbegleitende Kunststudium an, für das sich Interessierte mit einer Mappe bewerben können. Zum Abschluss wird ein Diplom vergeben und das Erreichte in einer Diplomausstellung präsentiert. Eigenständigkeit ist das Ziel des Studiengangs. "Die Studierenden sollen im Rahmen ihres Studiums ihre eigene Ausdrucksform finden", erklärt Akademiechefin Gabriele Lohberg. Zwölf Absolventen haben es in diesem Jahr geschafft. Mit neun weiblichen Ausstellenden sind, anders als in der professionellen Kunstszene, hier die Frauen in der Überzahl. Unter ihnen ist auch Beate Ewerz. Seit vielen Jahren malt die in Kenn lebende Diplomandin. Bevor sie sich zum Diplomstudiengang entschloss, hatte sie bereits etliche Kurse an der EKA belegt. "Das systematische Studium hat mich in meiner künstlerischen Entwicklung weitergebracht", erklärt Ewerz, deren farbmächtige Bilder von der Freude im Umgang mit Farbe und Pinsel künden. Ausgesprochen bereichernd sei die Arbeit im zwölfköpfigen Team der Studierenden gewesen. "Uns tut es allen leid, dass das Studium jetzt zu Ende ist", bedauert die Künstlerin. Eins allerdings sei sicher: "Wir bleiben der Akademie treu." Dass ihnen die Arbeit Spaß gemacht hat, ist auch den Arbeiten ihrer Studienkolleginnen- und kollegen anzumerken. Kraftvoll, unmittelbar und emotional engagiert kommen viele der Werke daher. Ihnen gegenüber stehen die stillen (dabei nicht weniger leidenschaftlichen) kleinformatigen Traumwelten von Ute Jahns-Lüttmanns schönem "Vermächtnis". Die in diesem Jahr zahlreichen Großformate verleihen der Ausstellung eine eindrückliche Präsenz. Die Gemälde überwiegen. Dazu kommen einige Bildhauerarbeiten, Grafik, Installationen und Collagen. Es sind redliche Arbeiten, die offensichtlich dem dringenden Wunsch entspringen, sich über die Kunst auszudrücken und wichtige Anliegen zu äußern. So wie Nina Schmidbauer aus Bad Hindelang im Allgäu. Sie dürfte die am weitesten angereiste Diplomandin dieses Jahrgangs sein. In ihrer gelungenen Installation "Weniger ist leer", deren Titel ein Plakat von "Brot für die Welt" zitiert, engagiert sie sich gegen die Ausbeutung der Lohnnäherinnen in Indien und Pakistan. Neue Freiheit hat der Studiengang Gabor Darabos gebracht. Der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammende Schlosser und Technische Zeichner war bislang als Autodidakt künstlerisch tätig. Im Mittelpunkt seiner Installation aus Plastik und Malerei steht der Mensch. "Ich gehe jetzt viel bewusster mit dem Material um", berichtet Darabos. Zudem schaffe er viel freier den Wechsel zwischen Malerei und Bildhauerei. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 25. September, jeweils dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Weitere Informationen unter Telefon 0651/998460 oder im Internet untereka-trier.de

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