Konzerte Am Ende waren alle glücklich

Trier · Erfolgreich: Big-Band-Jazz mit Bachs Musik in St. Paulin in Trier.

 Sängerisch perfekt: Sarah Lipfert, am E-Piano begleitet von Volker Engelberth.

Sängerisch perfekt: Sarah Lipfert, am E-Piano begleitet von Volker Engelberth.

Foto: TV/Martin Möller

Ob die ehrwürdige Trierer Bach-Basilika St. Paulin schon einmal so etwas erlebt hat? Da setzt sich eine Big Band samt Sängerin vor die Stufen zum Altar. Und liefert Musik von der eher unfrommen Art. Einen guten Grund für diese Kirchen-Aufführung gibt es jedenfalls.

Das msschnitt-Jazzorchester spielt nicht irgendetwas, sondern Musik, die ganz wesentlich mit Bach zu tun hat. Der ist bekanntlich der „fünfte Evangelist“. Und Leiter Martin S.Schmitt bezieht sich in seinen Arrangements vor allem auf geistliche Vokalmusik, also echt religiöse Bach-Kompositionen. Schmitt beschränkt sich dabei nicht auf die vergleichsweise einfallslose Kombination Bach’scher Musik mit Jazz-Besetzung.

Bach liefert für Schmitt die Bausteine zu durchaus eigenständigen Kompositionen. Gelegentlich werden Motive aus Bach’schen Vorlagen zu Klang-Bruchstücken im bläserglänzenden Jazz-Sound. Andere Arrangements nähern sich Bach an, ohne ihn zu kopieren. Zum Beispiel der Eingangschor aus der Kantate 61, „Nun komm, der Heiden Heiland“ zum ersten Advent. Die langsame Einleitung bleibt bei Schmitt nah bei Bach. Aber wenn dessen Musik in einen Allegro-Teil übergeht – „des sich wunder alle Welt“ – dann emanzipiert sich Schmitts Version von der Vorlage, und das Jazzorchester entfaltet hellsten Blechglanz. Der kam in Paulin erstaunlich gut herüber. Jedenfalls hielt sich die Lautstärke in Grenzen, und zumindest in den mittleren Reihen blieb auch der Klang konturiert und einigermaßen durchhörbar. So gerüstet, ging man an die beiden Arien aus der Kantate 82 „Ich habe genug“ zum Fest „Mariä Reinigung“. Die klingen in Schmitts Fassung nicht frömmelnd-introvertiert, sondern entfalten eine energische Zuversicht. Da kommt Sarah Lipfert ins Spiel. Sängerisch ist sie perfekt.

Und was ihren Stil angeht: Der ist jazzig und damit für Bach-erfahrene Zuhörer zunächst einmal befremdend. Aber man hört sich mit der Zeit ein. Und im Übrigen: Wer weiß denn, wie Bach zu Bachs Zeiten geklungen hat? Könnten wir es heute hören, wir würden wahrscheinlich unser blaues Wunder erleben. Am Ende waren alle glücklich. Die Musiker freuten sich, weil sie in Paulin spielen durften. „In so einem Raum haben wir noch nie musiziert“, sagte Sarah Lipfert. Und die rund 150, anfangs skeptischen Besucher legten alle Reserviertheit ab und bedachten Band, Sängerin und Dirigenten mit enthusiastischem Applaus.

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