Erinnerungen an die gute alte Zeit

Trier · Zusätzlich zu seiner Fernsehshow "Immer wieder sonntags" ist Stefan Mross auch auf Tournee unterwegs. In der Trierer Europahalle hat er volkstümlicher Musik ein Podium geboten - und das ausnahmsweise schon am Samstag.

Trier. Für Charly Brunner ist Stefan Mross immer noch "der Bub mit der Trompete". Und die nimmt der inzwischen 40-jährige Bub auch in der Europahalle zur Hand, um "Sierra Madre" zu intonieren. Dabei hatte ihm das Instrument doch einen jahrelangen Rechtsstreit darüber eingebracht, ob er auf seinen CDs nun selbst zu hören war oder nicht. Das Verfahren wurde schließlich außergerichtlich beigelegt, überliefert sind aber aus einem Gutachten die Worte "stümperhaft" sowie "feld-, wald- und wiesenmäßig". Will er 15 Jahre später immer noch - sei es sich selbst, sei es dem Pubikum, das ihm stehend Beifall spendet - beweisen, dass er sein Instrument beherrscht? Und vor allem: Muss er das, wo er doch - Trompete hin, Trompete her - längst ein erfolgreicher Moderator ist?
Ohnehin scheint es, als hätte jemand die Zeit 15 oder 25 Jahre zurückgedreht. Damals brachten noch alle Fernsehkanäle volkstümliche Unterhaltung in die Wohnzimmer, boten jungen Interpreten wie der stets barfuß auftretenden Gruppe Die Schäfer (gegründet 1990) oder der Jodlerin Angela Wiedl (erstes Solo-Album 1991) eine Plattform. Heute haben es sowohl der Nachwuchs als auch die Etablierten schwerer, mediale Aufmerksamkeit zu bekommen. So gerät der Auftritt dieser Künstler fast schon zu einer Erinnerung an die "gute, alte Zeit". Mehr als 700 gut gelaunte und eifrig applaudierende Konzertbesucher - die Mehrheit davon aus Luxemburg - beweisen einerseits, dass volkstümliche Musik zwar nicht mehr die ganz großen Hallen füllt, andererseits aber auch, dass es durchaus noch einen Markt für sie gibt.
Das Programm des - mit dreieinhalb Stunden etwas lang geratenen - Nachmittags komplettieren zwei österreichische Duette: die Schwestern Sigrid & Marina, die 2007 gemeinsam mit den Zillertaler Haderlumpen den Grand Prix der Volksmusik gewannen, sowie Simone mit Charly Brunner (die eine Hälfte von Brunner & Brunner), die eher für Schlager als für Volkstümliches stehen.
Unterm Strich bleibt:
Stefan Mross kann zumindest leidlich Trompete spielen.
Angela Wiedl jodelt noch wie eh und je.
Der Wechsel von Jogl zu Simone hat sich für Charly Brunner schon rein optisch ausgezahlt.
Sigrid und Marina machen nicht nur im Dirndl, sondern auch im knappen Kleidchen eine gute Figur.
Und die Schäfer - so zu sehen bei ihrem Schlager-Medley - besitzen tatsächlich auch Schuhe.

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