Erlösung nach dem Tag der Rache

Große Kultur gab es in Saarburg. Bevor das Requiem für Big Band, Chor und drei Solisten von Nils Lindberg in der Philharmonie in Luxemburg erklang, wurde es in der Pfarrkirche St. Laurentius in Saarburg aufgeführt. Ein außergewöhnliches Konzert im besten Sinne des Wortes.

 Chormitglieder Chorale St. Michel und die Chorformation Grenzgänger in der Saarburger Pfarrkirche. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Chormitglieder Chorale St. Michel und die Chorformation Grenzgänger in der Saarburger Pfarrkirche. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Saarburg. (gkl) Es gehörte schon eine gewisse Portion Mut dazu, das Requiem des schwedischen Jazzmusikers Nils Lindberg für ein Konzert in der Kirche auf das Programm zu setzen, so, wie es Anette Barth vom Kulturbüro der Stadt Saarburg jetzt getan hat. Und es gehörte ebenso viel Mut dazu, einen Kirchenraum hierfür zur Verfügung zu stellen, wie es der Pfarrer von St. Laurentius, Peter Leick, tat.

Aber der Mut wurde belohnt. Hier konnte man etwas Neues, eine alternative Form eines Requiems erleben. Ausgeführt von Chorale St. Michel Luxembourg (Einstudierung Gerry Welter) und der Chorformation "Grenzgänger" von Martin Folz, der auch die Gesamtleitung hatte. Dazu gesellte sich das Jazz Orchestra Luxembourg mit seinem Frontmann Erni Hammes.

Was Lindberg hier verfasst hat, ist ein Werk in frischem Gewand, das aber zu keiner Zeit seine Wurzeln verleugnet. Immer wieder scheint die Gregorianik, der Ursprung aller christlicher Musik durch. Die Ausdruckskraft der Romantik ist vertreten, aber auch Carl Orff und Igor Strawinsky haben Lindberg zur Seite gestanden. Lindberg weint, wütet, jubelt und tröstet. In seinem Requiem öffnen sich die Pforten der Hölle, es kommt der Tag der Rache (Dies irae, Tuba mirum). Er fordert alles von Chor und Band, musikalisch wie technisch. Aber die christliche Botschaft wäre keine, würde sie nicht auf der Zusage der Erlösung basieren. Die Freude hierüber bricht sich Bahn in einem fast überbordenden "Sanctus", einem mitreißenden Lobpreis, der die Trauer weg- wischt und in einem tröstlichen Agnus Dei mündet.

Publikum war restlos begeistert



Die Interpretation des Requiems war beeindruckend, ja fast überwältigend. Nicht zuletzt deswegen, da Lindberg selbst am Klavier saß und spielte und auch alle anderen Ausführenden eine glänzende Leistung boten. Die beiden Chöre und die Band vollbrachten eine Meisterleistung. Dazu kamen Solisten von exzellenter Qualität.

Die Schwedin Malin Foxdal (Sopran) verblüffte mit einem unglaublichen Farbenreichtum ihrer Stimme, Séverine Delforge (Sopran) glänzte mühelos, Tenor Max Kiener konnte mit Substanz strahlen. Nicht weniger brillant war der Saxofonist Anders Paulsson. Virtuos und liebevoll zugleich ging er mit seinem Part um, entlockte seinem Instrument Klänge, die jedem Sänger zur Ehre gereicht hätten.

Die knapp 200 Besucher in der Saarburger Kirche waren schon vom Einleitungsprogramm mit "Nobody Knows" und "Deep River" für Chor und Sopransaxofon - beides von Paulsson arrangiert - oder "Torn Erik's Song" für Big Band und Klavier von Lindberg angetan. Doch nach dem Requiem gab es für das Publikum kein Halten mehr: Es klatschte und jubelte. Zu Recht.

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