Erst die Kolonie, dann die Welt

Trier/Köln · Ein Song und seine Geschichte: Die Kölner Band Die Höhner hat in ihrer fast 40-jährigen Bandgeschichte jede Menge Hits geschrieben. Aber keiner war für die Rheinländer so wichtig wie "Viva Colonia". Höhner-Sänger Henning Krautmacher sagt im TV, warum das so ist.

Trier/Köln. Auch Sommermärchen nehmen sich Auszeiten. 12. Juni 2006, im Kölner WM-Stadion langweilen Portugal und Angola die Zuschauer. Bis erst die Südkurve, dann das ganze Stadion das Programm übernimmt. Viva Colonia schallt es von den Rängen, erst leise, dann immer lauter. Übertragen in mexikanische Hinterhöfe, mongolische Jurten und Düsseldorfer Kellerkneipen. Da simma dabei, dat is prima. Henning Krautmacher kennt es, dass ganze Stadien seinen Gesangspart übernehmen. "Ohne das bewusst zu machen, haben wir mit einem Titel wie Viva Colonia das Ei des Kolumbus gelegt. Diesen Titel versteht man einfach, der ist international", sagt er. "Das war schon so beim Weltjugendtag in Köln 2005, zwei Jahre nachdem wir den Song veröffentlicht hatten. Da kamen Jugendliche aus aller Welt und hatten geglaubt, Viva Colonia sei die offizielle Hymne. Wenn man mit so einem Song einen Türöffner hat und die Leute einem erst einmal zuhören, ist es einfach."
Heißt: Die Emotion dominiert im Zweifelsfall über das Textverständnis. "Wenn man einen konzentrierten Zuhörer gefunden hat, spielt die Sprache keine Rolle mehr", sagt Krautmacher. Aber merkt man es überhaupt, wenn man als Band, die vor 40 Jahren im Kölner Karneval noch ausschließlich in Hühnerkostümen auf die Bühne gegangen ist, plötzlich einen potenziellen Welthit schreibt? Nicht direkt, sagt der 54-Jährige. "Bei der Musik wussten wir, da gehen Herzen auf. Aber der Text ist ja eine Liebeserklärung an Köln, an unsere Heimat. Wir erzählen von ganz kleinen Dingen, um dann im Refrain transzendenter zu werden und vom Wir-Gefühl zu singen. Das haben die Leute alle verstanden. Das kann man beim Schreiben nicht wissen."
Viva Colonia mag untrennbar mit den Höhnern verbunden sein. In den deutschen Charts spielte der Song keine entscheidende Rolle. Platz 20 war das höchste der Gefühle. Internationale Varianten - wie etwa die holländische, es gibt aber auch Varianten in Afrikaans, Polnisch oder Englisch - erreichten in den Landes-Charts teils höhere Platzierungen. Auch die Höhner hatten mit "Wenn nicht jetzt, wann dann?" zur Handball-WM einen Nummer-eins-Hit in Deutschland. Der Titel war programmatisch: Er war auf den Moment ausgerichtet und ist längst nicht mehr so präsent wie "Viva Colonia".
Da besteht die Gefahr, dass die Mischung aus geschmettertem Frohsinn, Triolen (da-sim-ma-da-bei), einfacher, prägnanter Melodie und lebens- und kölsch-bejahendem Text irgendwann nervt, oder? "Es gibt Lieder, bei denen wir als Band irgendwann selbst die Nase gerümpft haben. ,Die Karawane zieht weiter\' - Das konnten wir irgendwann nicht mehr hören. Aber bei Viva Colonia ist das nicht der Fall." Das Lied wird am 14. Mai auch in Trier zu hören sein: "Wir wollen die Leute in den Arm nehmen und selbst in den Arm genommen werden. Für zweieinhalb Stunden sollen alle mal den Alltag vergessen."
Karten gibt es in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg und Wittlich, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie auf www.volksfreund.de/tickets
Die Höhner wurden 1972 als Karnevalsband (Ne Höhnerhoff) gegründet. Krautmacher ist seit 1986 Sänger der Band. Die Höhner absolvieren in der Karnevalszeit rund 200 Auftritte, 150 weitere kommen in den übrigen Jahreszeiten hinzu. Am 14. Mai spielt die Band in der Trierer Messeparkhalle. AF

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