Es lebe die Kommunikation!

Luxemburg · Die traditionellen Frontalkonzerte sind von gestern. Stattdessen setzt das Neue-Musik-Festival "rainy days" in Luxemburg auf Kommunikation. Vom 25. November bis zum 4. Dezember gibt es in der Philharmonie nicht nur neue Klänge, sondern auch Geschichten und Gespräche rund ums Hören.

Luxemburg. Es wurde auch mal Zeit. Nicht nur die Neue Musik, sondern sogar die traditionelle Hochkultur sind angesichts drohender Schuldenbremsen in eine Situation geraten, in der Information, Verstehen und Kommunikation existenznotwendig geworden sind. Da kommen die Luxemburger "rainy days" gerade recht. Vom 25. November bis zum 4. Dezember steht das Neue-Musik-Festival der Philharmonie unter dem gesprächsfreudigen und in zeitgerechtem Englisch formulierten Motto: "talk to each other", auf Deutsch "miteinander reden". Wie auch immer die Veranstaltungen ablaufen werden, der verbreiteten Sprachlosigkeit in Sachen Musik erteilen sie jedenfalls eine geballte Absage.
"So kommunikativ wie in diesem Jahr ging es noch nie zu", verkündet die Philharmonie euphorisch. Organisator Bernhard Günther hat Musik aufs Programm gesetzt, die alles ist, nur nicht langweilig. Zum Beispiel die Eröffnung mit Mauricio Kagels szenischer Aktion "Der Tribun" am 25. November, 18 Uhr, auf den "Knuedler" in Luxemburg-Stadt. Die gehört fraglos nicht zu jener elitären Flaschenpost, die Neue Musik zeitweise für sich reklamierte. Und ein Konzert des Orchestre Philharmonique mit Untertiteln und Programmmusik von Sibelius, Schönberg, Satie, den Zeitgenossen Peter Ablinger und Clemens Gnadenstätter und Liszt am 26. November, 20 Uhr, kann immerhin als Versuch gelten, eher abstrakten Klanggebilden Anschaulichkeit mitzugeben. Das Wiener Klangforum offeriert am 27. November im gesamten Haus unter dem Titel "Oskar Serti geht ins Konzert. Warum?" sogar eine - Zitat - "Nachdenklichkeit in sieben Teilen", und das ab 17 Uhr über fast sieben Stunden. Die United Instruments of Lucilin präsentieren am 2. Dezember, 20 Uhr, unter dem Titel "Giving Talks" eine satirische Musik-Talkshow von Johannes Kreidler (geboren 1980). Ein Ensemble mit dem interessant-irritierenden Titel asamisimasa zielt bei Musik von Gnadenstätter, Nicolaus A. Huber und dem norwegischen Komponisten Trond Reinholdtsen ganz auf Gefühle: (music as emotion am 3. Dezember, 19 Uhr). Und wie es sich für kommunikationsfreudige Musiker gehört, gibt das ensemble recherche zum Festivalabschluss (4. Dezember, 15 Uhr) am Künstlereingang der Philharmonie eine interaktive Performance. Titel: "Sprechstunde". Endlich einmal können Besucher den Komponisten und Interpreten sagen, was sie eigentlich von ihnen halten.
"rainy days" vom 25. November bis zum 4. Dezember, Dauerkarte 45 Euro (Normalpreis) und 27 Euro (für Besucher unter 27). Weitere Informationen: www.rainydays.lu

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