Es lebe die Symbiose!

MAINZ/TRIER. Die Landesstiftung "Villa Musica" feiert ihr 20-jähriges Bestehen. Mit der Verbindung von Kursen und Konzerten hat sie sich zu einer wichtigen Kultureinrichtung in Rheinland-Pfalz entwickelt. Die Präsenz in der Trierer Region lässt freilich immer noch zu wünschen übrig.

Das Jubiläum ist da, und die Glückwünsche häufen sich. "Einen der Leuchttürme unserer Kulturpolitik", nennt Kultusminister Jürgen Zöllner die "Villa Musica", die dieser Tage ihr 20-jähriges Bestehen feiert. Und Ministerpräsident Kurt Beck erteilt dem Ausbildungsprogramm der rheinland-pfälzischen Landesstiftung sogar das Prädikat "einmalig in Europa". Tatsächlich hat sich die "Villa Musica" durch die Symbiose von Kursen und Konzerten und die Kooperation von angesehenen Dozenten mit hoch begabten jungen Musikern in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit einiges Ansehen erworben.Start der Stiftung mit einigen Hindernissen

Mit der musikalischen Ausbildung stand es Mitte der 1980er- Jahre nicht zum Besten. Auch der Start des "Villa Musica"-Projekts, das auch auf dieses Defizit reagieren sollte, vollzog sich nur mit Hindernissen. Angesehene Dozenten sollten junge Begabungen schulen und mit diesen im gesamten Land auftreten - eine viel versprechende Kombination von musikalischer Spitzenförderung und künstlerischer Präsenz in der Öffentlichkeit. Zwar waren die Dozenten rasch gefunden, aber die brachten ihre eigenen Schüler mit, und der Landescharakter der Veranstaltungsreihe erschöpfte sich im Konsum von rheinland-pfälzischem Wein. Erst eine Initiative von Musikern und Musikpädagogen Anfang der 1990er-Jahre sorgte dafür, dass bei der Vergabe der Stipendien und der Auswahl der Kursteilnehmer mehr Transparenz walten konnte. Seitdem werden Stipendien ausgeschrieben, Stipendiaten durch ein Probespiel ermittelt, die Zusammenarbeit mit der Universität Mainz und dem Landesmusikrat wurde vertieft und das Programm noch stärker vom Prinzip "Kurs und Konzert" bestimmt. Das hat sich bewährt. Die "Villa Musica", die sich übrigens nach dem repräsentativen Mainzer Stammhaus benennt, entwickelt sich zum Anziehungspunkt für musikalische Hochbegabungen, und ihre Kammerkonzerte im Land glänzten durch Programmvielfalt und künstlerische Qualität. Die Ensembles der Stiftung haben inzwischen zahlreiche, teilweise prämierte CDs eingespielt und damit nicht nur den Ruf der Landesstiftung verbreitet, sondern auch wichtige Beiträge zu einer Gattung geleistet, der zu Unrecht der Beigeschmack des Elitären anhängt. Das Glück, Konzerte der "Villa Musica" erleben zu können, ist freilich im Land ziemlich ungleichmäßig verteilt. Nach wie vor ist die "Villa Musica" im Trierer Raum weitaus weniger präsent als im übrigen Land. An gerade mal sechs Stationen dockt die Stiftung an: Kurfürstliches Palais Trier, ehemaliges Kloster Machern, Synagoge Schweich, Schloss Weilerbach, Forum Daun, Regino-Gymnasium Prüm. Auch die griffige Jubiläumsformel "Zwei Jahrzehnte Kammermusik in Rheinland-Pfalz" könnte manchem örtlichen Veranstalter sauer aufstoßen. Kammermusik gab es in der Region selbstverständlich bereits vor 1986. Die "Kammermusikalische Vereinigung" in Trier geriet vor einigen Jahren sogar unversehens in eine Konkurrenzsituation, weil ADD-Präsident Josef Peter Mertes in bester Absicht die Tore des Kurfürstlichen Palais' auch der "Villa Musica" geöffnet hatte.Geteiltes Glück bei den Veranstaltern

Mittlerweile hat sich die Aufregung darüber gelegt. "Kammermusikalische Vereinigung" und "Villa Musica" leben in friedlicher Koexistenz, sprechen die Termine miteinander ab und liefern dem Publikum nun eine doppelte Portion gehaltvoller und hochkarätig musizierter Kammermusik. Es lebe die Symbiose! Villa Musica, Auf der Bastei 3, 55131 Mainz. Vorstandsvorsitzender: Joachim Hofmann-Göttig, Geschäftsführer: Kurt Karst. Tel. 06131/9251800, www.villamusica.de Die nächsten Konzerte: Sonntag, 3. Dezember, 17 Uhr, Schloss Weilerbach (Bollendorf), Freitag, 8. Dezember, 20 Uhr, Regino-Gymnasium Prüm, Samstag, 16. Dezember, 20 Uhr, Kurfürstliches Palais Trier: festliches Barockkonzert mit Auszügen aus der "Tafelmusik" von Georg Philipp Telemann. Der Amerikaner Jed Wentz, einer der besten Barockflötisten der Welt, und der italienische Cembalist Francesco Corti musizieren mit Stipendiaten der "Villa Musica".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort