"Es war ein wahnsinniger Ritt"

LOS ANGELES/TRIER. Die amerikanische Songwriterin Vonda Shepard kommt am 19. November nach Trier in die Europahalle. Der Trierische Volksfreund präsentiert das Konzert. Der TV sprach mit der Musikerin, die in der Ally-McBeal-Serie mitspielt.

Man könnte meinen, ihr Talent als Songwriterin wäre ihnen in die Wiege gelegt. Hatten sie jemals andere Pläne? Shepard: Als ich klein war, fand ich Astrophysik, Wissenschaft und Raumfahrt interessant. Ich war damals sehr scheu. Aber als ich das erste Mal auf der Bühne stand, fühlte ich mich total sicher und spürte: Das ist mein Ding! Sie haben die Ochsentour gemacht, sind von einem Club zum anderen getingelt. Was war das für eine Erfahrung? Shepard: Wenn man jung bist, kann man viel mehr anpacken. Man lebt seinen Traum und traut sich, etwas zu tun. Ich habe diese Tour fast zehn Jahre lang mit gemacht und hing mit einer Clique von Musikern ab. Es war ein wahnsinniger Ritt. Ihre ersten Alben, "Vonda Shepard" und "The Radical Light" waren kein großen Erfolge, haben aber gute Kritiken bekommen. Woran lag‘s? Shepard: Tja, ich lese keine Kritiken. Aber ernsthaft: Im Musikgeschäft kommt es darauf an, zu welchem Zeitpunkt eine CD herausgebracht wird. Manche guten CDs kommen einfach zur falschen Zeit. Aber es lag auch daran, dass nur 50 Prozent dieser CDs von mir waren. Die anderen 50 waren vom Label. Aber ich stehe dazu. Nun gehe ich meinen eigenen Weg. In dieser Krise hatten sie nicht aufgegeben, sondern haben auf eigenes Risiko ein drittes Album produziert. Shepard: Ich hatte damals meinen Freund, der mich unterstützt hat. Ich wollte unbedingt diese CD aufnehmen. Jackson Brown, der auch in unserer Clique war, lieh mir sein Studio, weil er an mich glaubte. Mein Freund und meine Tante liehen mir Geld. Sie sind sehr bekannt geworden durch die Fernseh-Serie Ally McBeal. Wollen sie weiter machen mit dem Schauspielen? Shepard: Ich denke nicht, denn ich möchte mich jetzt voll aufs Songwriting konzentrieren und auf der Bühne sein. ...auch nicht als Astrophysikerin in einem coolen Science Fiction? Shepard: Das wäre spaßig! Sehen sie einen Unterschied in den USA nach dem 11. September und dem Irak Krieg? Shepard: Ohjeh - ich wünschte, wir hätten mehr Zeit, darüber zu sprechen. Aber ganz kurz: Ich habe Bush nicht gewählt. Meine Freunde sind Demokraten und ich war gegen diesen Krieg. Die Situation ist unheimlich. Mittlerweile, während Bush unser Land ruiniert, fangen die Leute an, aufzuwachen - und das ist gut. Ihre Europa-Tournee startet in diesem Herbst. Was sind Ihre Erwartungen? Shepard: Ich hatte vorher schon sehr gute Erfahrungen gemacht und habe besonders die Deutschen als sehr herzliches Publikum erlebt. Ich werde in Trier mit einem Trio auftreten, um eine intime Club-Atmosphäre zu schaffen. Mein Schwerpunkt liegt auf dem aktuellen Album "Chinatown". Außerdem gibt es Songs aus "Ally McBeal". Wie bereiten sie sich auf ein Konzert vor? Shepard: Die Liste ist so lang! Ich habe wirklich ein straffes Programm: Genug Schlafen ist sehr wichtig. Jogging, Stretching auch. Vier Stunden vor dem Konzert esse ich meine letzte Mahlzeit. Ich mache 45 Minuten vor dem Soundcheck ein erstes Stimmaufwärmen. Eine Stunde vor der Show nochmals und dazu trinke ich viel Wasser. Vor dem Konzert noch einmal warmes Wasser mit Honig. Es ist wie bei einem Leistungssportler. Der Song "In July" ihres Albums Chinatown hat viel Atmosphäre. Ist er autobiografisch? Shepard: Ja, ganz extrem sogar. Ich fühlte mich einfach total gut in diesem Moment. Es war nach einem Konzert in Dänemark. Wir hatten noch ein Glas Wein getrunken und waren auf der Weiterfahrt. Ich dachte an das Konzert, freute mich auf das Wiedersehen mit meinem Freund und wollte diesen Moment in einem Schnappschuss festhalten. ...wie ein Fotograf? Shepard: Ja, was Fotografen machen, mache ich mit Musik. Zum Schluss eine "gemeine Frage". Sie hatten diesen Sommer ihren 40. Geburtstag gefeiert. Irgendwelche Probleme mit dem Älterwerden? Shepard (lacht): Nein, wirklich keine, denn ich habe ein starkes Ego und bin glücklich verheiratet. Ich freue mich morgens, wenn ich in den Spiegel schaue. Das einzige was mich ärgert, ist dass man sich schonen muss, wenn man älter wird. Ich treibe nämlich gerne Sport und nehme mich selbst dabei hart ran. Mit Vonda Shepard sprach unser Redakteur Hans-Peter Linz. Karten zum Konzert am 19. November, 20 Uhr, in der Europahalle gibt es unter der Tickethotline 0651/7199-996 und in den Presse-Centren des Trierischen Volksfreunds in Trier, Bitburg und Wittlich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort