Archiv 2017 Eure Mütter – Kreativ und deftig

Trier · 750 Besucher wollten das Comedy-Programm des Trios Eure Mütter in der Trierer Europahalle sehen. Die Männer unterhielten ihr Publikum ohne Berührungsängste mit treffenden Alltagsbeobachtungen.

 Matze und Andi von Eure Mütter am Freitagabend bei ihrem Lied zum Thema Fernsehköche. TV-Foto: Christina Bents

Matze und Andi von Eure Mütter am Freitagabend bei ihrem Lied zum Thema Fernsehköche. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Trier Ein erwachsener Mann, Matze von den Müttern, sitzt an einem kleinen Schlagzeug, das aus verschieden großen Töpfen gebaut ist. Mit einem Schneebesen spielt er darauf. Sein Kollege Andi hat einen passenden Text dazu: "Fernsehkoch, ich werde Fernsehkoch. Ich weiß, wie man Öl erhitzt", singt er dazu gut gelaunt. Die beiden spielen eine Szene, in der Andi von den Berufswünschen seines Patenkinds erzählt. Schließlich beendet dessen Mutter den Gesang mit: "So, jetzt hör auf zu labern, und iss deinen Spinat."
Mit diesem Sketch zeigen die Mütter, wie es in ihrem Programm weitergeht: mit vielen musikalischen Einlagen, genauer Beobachtung und über Themen, die jeder aus seinem Alltag kennt, beispielsweise besondere Erlebnisse mit dem Paketboten. Dazu meinte Matze: "Das geht doch nicht, die Päckchen einfach bei jemand anderem lagern, das wäre so, als würde das Jugendamt die Kinder vom Nachbarn mitnehmen, wenn die eigenen nicht da sind." Auch Ärger mit dem Computer stellen sie anschaulich dar, als Andi, als Computerfee mit roten Flügeln und Haarreif, dazu rät, doch das Computerfach des Rechners einfach mit dem Schraubenschlüssel aufzubrechen. "Das löst zwar das Problem nicht, aber befriedigt ungemein", meint er.
Die Mütter wären aber nicht die Mütter, wenn sie nicht auch derbe Themen feinsinnig musikalisch umsetzen würden. Da singen sie beispielsweise vom Geruch des männlichen Geschlechtsteils, das sie an den Duft des Wurstsnacks, Bifi erinnert. Das gehen sie in verschiedenen Ansätzen an, geografisch, aufklärerisch, religiös und feuerpolizeilich durch. Denn wenn es brennt in Ansbach, wo die Snacks hergestellt werden, machen die Menschen die Fenster auf statt zu, damit es endlich mal nach Nüssen, frisch geröstet, und nicht nach Vorhaut riecht. Donald Trump hatten sie ebenfalls im Programm, in der Rolle eines Psychiaters, der kein Einfühlungsvermögen hat und dem sie deshalb raten, in die Politik zu gehen.
Durch die verschiedenen Musikstile und Instrumente, die sie einsetzen, die verschiedenen Besetzungen, mal sind sie zu dritt auf der Bühne, mal nur einer oder zwei, ist das Programm sehr abwechslungsreich. Manchmal braucht es auch keinen großen Tiefgang, sondern es reicht, wenn man sagt, was einen einfach bewegt, so wie im Lied "Ich wünsche mir". Da singt Andi dass er sich Tomaten wünscht, die wie Tomaten schmecken, dass er sich nie mehr Namikas Lied "Lieblingsmensch" anhören muss, und dass er sich am meisten wünscht, neben dem, dass dir ein Klavier auf den Kopf fällt, dass ihm jemand ein Bier aufs Piano stellt. Das bekommt er natürlich auch und trinkt es, unter Applaus vom Publikum, in einem Zug leer.
Schauspielerisch sind die drei sympathischen Jungs ebenfalls gut drauf. Als Don so tut, als wolle er einer Frau einen Heiratsantrag machen, geht es immer wieder dazwischen "Das ist megapeinlich", sagt er oder "Das ist fürs ganze Leben, wie ein Tattoo." Überzeugend von seinen Heiratsplänen abhalten, kann Andi ihn mit "Ich geb' dir 25 Euro, wenn du es nicht tust". Don ist einverstanden.
Mit dem Publikum kamen sie ins Gespräch, als sie vor der Pause Zettel verteilten, auf denen die Besucher einen Spruch aufschreiben sollten, mit dem Karl Marx an dem Türsteher des Baumarkts Hornbach vorbeikommt. Dabei kamen sehr interessante Dinge raus, unter anderem "Hornbach ist Opium für den Handwerker", "Ich brauch' noch Hammer und Sichel", "Ich muss hier rein, ich hab' das Kapital". Gewonnen hat ein Trierer Insiderspruch: "Mein Papp is ein Krell", was wohl eine Trierer Kultfamilie ist.

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