Europa trifft Afrika: Luxemburger Orchester spielt mit Angelique Kidjo

Luxemburg · Die erfolgreiche musikalische Zusammenführung zweier Kulturkreise haben das Orchestre Philharmonique du Luxembourg (OPL) unter Leitung von Gast Waltzing und die afrikanische Sängerin Angelique Kidjo mit ihrer Band in der Luxemburger Philharmonie zelebriert.

Luxemburg. Seit die Philharmonie Luxemburg besteht, gibt es die Reihe "Pops at the Phil". Gast Waltzing, Komponist, Arrangeur, Professor für Trompete und Leiter der Jazzabteilung des Conservatoire Luxembourg führt darin das luxemburgische Sinfonieorchester und Gäste aus dem großen Bereich des Pop zusammen. Jetzt hat er sich mit der Einladung der aus Benin stammenden Sängerin Angelique Kidjo an ein ganz neues Experiment gewagt: die Begegnung zweier grundverschiedener musikalischer Kulturen. Sie beginnt mit sehr westlicher Prägung und bekannten Filmmusiken. Das Sinfonieorchester glänzt dabei als Klangkörper, der vielfarbigen Ausdruck wohltemperiert und mitreißend einzusetzen versteht.
Aber dann kommt Angelique Kidjo auf die Bühne: Zuerst verzaubert die in traditionelle afrikanische Stoffe gehüllte Sängerin das von Anfang bis Ende stürmisch applaudierende Publikum mit dem Charme einer unbedingt optimistischen, sehr humorvollen Persönlichkeit, dann mit ihrem Gesang. Kräftig, rein, guttural, vokalbetont - ihre Stimme ist Melodie, Rhythmus und mehr noch, Liebeserklärung an die Musik, an das Leben und an Afrika. Eine zwölfköpfige Band liefert ihr den warmen, rhythmusbetonten Sockel.
Packende Balladen


Die bis ins Innerste packenden hymnischen Balladen und groovenden Tanzstücke, die all die Besucher von den Sitzen reißen, die so glücklich sind, einen Randplatz zu haben, werden außerdem vom Orchester begleitet. Mühelos hebt sich Kidjos Stimme darüber hinweg, trotzdem wirkt der sinfonische Klangteppich manchmal zu opulent. Sehr gelungen wirkt sich die Verbindung jedoch in temperamentvollen Stücken wie "Mallaika", "Bahia", Kidjos größtem Hit "Agolo" oder auch ihrer Chanson-Interpretation von "Petite Fleur" aus. Klasse ist auch Waltzings und Kidjos gemeinsame und beiderseitige Genreüberschreitung mit einer Carlos Santana-Nummer, in der eine Flügelhorn-Improvisation Kidjos Gesang perfekt ergänzt. Höhepunkt sind Stücke wie "Mama Afrika", eine Hommage an die Weltmusikerin Miriam Makeba, in denen das Publikum mitsingen, sich aus den Sitzen erheben und Kidjos Bad in der Menge erleben darf.
Da gibt es niemanden mehr, der nicht ein Lächeln auf dem Gesicht trägt. Und so bleibt auch nach dem sehr kontrastierenden, etwas bombastischen Orchesterschluss mit Edward Elgars Pomp-and-Circumstance-March No.1 das beflügelnde Gefühl, dass Musik glücklich machen und verbinden kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort