Experiment gescheitert: Vineta geht unter

Zwei Tote, eine Schwerverletzte - das ist das Resultat des Projektes "Republik Vineta". Mitreißend und emotional hat die studentische Theatergruppe "Bühne 1" das Stück von Moritz Rinke im ausverkauften Studio des Theaters Trier präsentiert.

 Die Situation eskaliert: Montag (Christoph Ewen, rechts) rastet aus, angestachelt von Born (Yuliya Hreben) und toleriert von Kapitän Feldmann-See (Andreas Dinter, links). TV-Foto: Mechthild Schneiders

Die Situation eskaliert: Montag (Christoph Ewen, rechts) rastet aus, angestachelt von Born (Yuliya Hreben) und toleriert von Kapitän Feldmann-See (Andreas Dinter, links). TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. Der Kapitän verlässt das sinkende Schiff zuerst. Projektleiter Leonhard (Immanuel Bartz) ist mit seinem Experiment gescheitert; der Simulation einer realen Arbeitswelt für abgewrackte Workaholics, für die, wie der Psychologe einführend erklärt, die Nichtexistenz des Projekts ein geringerer Schock sei als die Realität, der Verlust des Arbeitsplatzes.

Bartz - er spielt mit gebrochener Hand - ist Ensemblemitglied von "Bühne 1", einem Kooperationsprojekt von Uni und Theater, das Moritz Rinkes "Republik Vineta" im Studio des Theaters aufführt. Ein Stück, in dem Experten eine "schöne heile Welt" entwerfen sollen. Doch Leonhard spielt mit seinen Probanden, wiegelt sie gegeneinander auf. Und Bartz spielt mit den Gefühlen des Publikums, zieht es von Beginn an in seinen Bann.

Die Situation eskaliert, als Architektin Färber (Doris Puchberger) das urbane Bebauungskonzept von Stadtplanerin Born überarbeiten soll. Übereifrig tritt sie - angeregt durch die Träumereien von Leonhards Assistentin Nina (Daniela Ponczek) - den Kampf an gegen das "rein zweckhafte Denken", vergisst jedoch im beruflichen Eifer ihre Mitstreiter.

Yuliya Hreben spielt die Lesbe Born - im Original eine Männerrolle - mit in sich gekehrtem Hass, der zweimal blitzartig ausbricht: als sie Leonhard erschlagen will und Montag erschießt. Der Arbeitsvermittler ist der Gutmensch der Experten. Christoph Ewen mimt ihn zurückhaltend, grüblerisch. Ein Mensch, der in seiner Arbeit aufgeht, sich aber auch benutzen lässt; ein williges Werkzeug von Manager Hagemann (Michael Gubenko), der die Macht an sich reißen will.

"Super spannend, kurzweilig, überzeugend"



Macht ist auch die Antriebsfeder von Politikerin Behrens. Die Rolle (bei Rinke männlich angelegt) haben Regisseurin Bettina Stiller-Weishaupt und Dramaturg Oliver Garofalo Diana Beatrice Bercht auf den Leib geschrieben. Sie bezirzt Leonhard, und - als dieser seinen Einfluss verliert - Hagemann.

Seinem Job total verfangen ist Kapitän Feldmann-See (Andreas Dinter), den selbst seine Frau (Judith Brixius) nicht in die reale Welt ziehen kann. Sie deckt die Farce auf, kann das Desaster jedoch nicht aufhalten. Zurück bleiben die Experten - gebrochen. Die Stimmung auf der Bühne überträgt sich aufs Publikum: Wut, Hass, und Verzweiflung. Es ist totenstill, als auf dem Bildschirm der baumelnde Hagemann erscheint - bis tosender Applaus die Stille bricht.

Die Zuschauer sind direkt dabei. "Das Konzept der offenen Bühne fand ich toll", sagt Sebastian Heuft aus Karlsruhe. "Man hat das Gefühl, dass man mittendrin sitzt. Das Stück war super spannend und extrem kurzweilig. Mich hat Montag absolut überzeugt." Carl-Ludwig Wagner aus Trier-Ruwer bestätigt den Studenten: "Das war eine beachtliche dramaturgische Leistung. Den Akteuren ist es gelungen, das Publikum zu fesseln."

Weitere Vorstellungen: 3., 5., 18. und 20. Februar, jeweils um 20 Uhr im Studio des Theaters Trier.

Karten zu den Vorstellungen am 3. und 5. Februar sind erhältlich in den TV-Service-Centern in Trier, Bitburg, Wittlich, Karten zu denen am 18. und 20. Februar zusätzlich unter der TV-Tickethotline 0651-7199-996 und im Internet unter www.volksfreund.de.

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