Ey Alde, soll isch wiederkommen?

TRIER. Der in Frankfurt geborene Turko-Araber benötigt bei seiner Ethno-Comedy keine Requisiten: Kaya Yanar kann sein Gesicht zerknautschen und wechselt dabei die Rollen rasant und routiniert - ob als Dauergrinser Ranjid oder als Türsteher Hakan: "Du kommst hier net rein!"

Kaya Yanar hatte bereits zu Schulzeiten drei beste Freunde: einen Türken, einen Italiener und einen Inder. Aufgewachsen ist er in Maintal-Dörnigheim, wo Familien ganz unterschiedlicher ethnischer Herkunft leben. Yanar selbst ist zum Beispiel Sohn einer Deutschen und eines Turko-Arabers. Sein Vater, ein Gastarbeiter, versuchte zwar immer Deutsch zu lernen, hat es aber nie richtig geschafft. Deswegen benutzt er beim Schimpfen mit seinem Sohn grundsätzlich den Satz: "Ich geb dir gleich ..." Kaya Yanar hat sich in seinem Multi-Kulti-Umfeld sehr gut umgeschaut, hat diese Szene für seinen Humor entdeckt und ist damit so bekannt geworden, dass er mittlerweile eine eigene Show im Privatfernsehen veranstaltet ("Was guckst du?"). Bei seinem aktuellen Bühnenprogramm "Welttournee" nimmt er ähnlich wie auch im Fernsehen vor allem die zweite Generation ausländischer Zuwanderer auf die Schippe, das heißt die deutsch-türkischen Jugendlichen, die in der Bundesrepublik geboren und aufgewachsen sind, die mit eigentümlichem Slang und kreativer Grammatik herrliche Anmach-Sprüche klopfen: "Ey Alde, glaubst du noch an Liebe auf den ersten Blick, oder soll isch noch mal wiederkommen?" Kaya Yanar macht sich aber nicht darüber lustig, er zitiert und imitiert lediglich besonders auffällige Typen - selbstverständlich übersteigert und maßlos extrem. Er nimmt sich selbst davon nicht aus, er ist schließlich ein Teil dieser Kultur.Besuch beim türkischen Zahnarzt

Zwei Stunden redet der geborene Nachwuchs-Comedian ganz allein im Rampenlicht über Tauchkurse im Australien-Urlaub, türkische Plumsklos, Goldfische mit Acht-Sekunden-Gedächtnis und panische Zahnarzt-Besuche. Es sind persönliche Geschichten, die Kaya Yanar erzählt, und denen er immer eine türkisch-arabische Eigentümlichkeit abgewinnt. So spielt er die Rolle des Tauchers kurzerhand als Türsteher Hakan ("Du kommst hier net rein!") und der Zahnarzt ist ebenfalls, wen wundert's, türkischer Abstammung: "Machst du Mund auf, Kaya!" Dabei zerknautscht er konsequent sein Gesicht, macht riesig große Augen oder setzt Dauergrinsen auf. Yanar braucht keine Requisiten. Er plappert unaufhörlich ins Mikrofon, springt herum, schlendert, während sich das Publikum in der gut besetzten Europahalle schlapp lacht. Mit größt möglicher Selbstironie und Glaubwürdigkeit ist es Kaya Yanar gelungen, ein neues Markenzeichen in der Unterhaltungs-Branche zu etablieren: die Ethno-Comedy.

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