Familienkonzert im Theater Wenn Kinder am Rad drehen - und was sie dabei lernen
Was Sie schon immer über (Orchester-)Musik wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten: Beim Quiz-Konzert im Theater Trier beantworten Wouter Padberg und die Orchestermitglieder Kinderfragen – und das ist ein großer Spaß. Nicht nur für die Kleinen.
Bravo, da dreht wieder einer am Rad. Genauer gesagt: Ein Grundschüler, am Glücksrad auf der Bühne, das immer wieder zum Einsatz kommt. Und das philharmonische Orchester erlebt an diesem Sonntag noch einige andere Ablenkungen. Mal müssen die Musikerinnen und Musiker dafür sorgen, dass auf die Bühne geworfene Luftballons bloß nicht den Boden berühren – während eines Stücks! Mit Hand und Kopf, Geigenbogen oder Trompete, was Körper und Instrument so hergeben. Mal werden ihnen die Noten von ganz anderen Instrumenten vor die Nase gesetzt, dann wieder muss eine Komposition rückwärts gespielt werden.
Zwischendurch springt auch mal die Hälfte des Publikums auf, wenn eine bestimmte Melodie erklingt. Wenn nicht gerade Papierflieger über die Bühne gleiten. Klingt nach blanker Anarchie – und wäre an einem „normalen“ Konzertabend ein ziemlicher Albtraum fürs Orchester. Aber das „Bravo“ am Textbeginn hat nun überhaupt nichts Sarkastisches, das haben sich alle Seiten - inklusive Publikum - sehr verdient. Bei den beiden ausverkauften „Wie-was-warum-Konzerten“ aus der Reihe der Familienkonzerte ist das alles ein großer Spaß, sowohl für die Kinder als auch die Erwachsenen: Dirigent Wouter Padberg hat das Konzert als Quizshow aufgezogen, mit sechs Runden und Fragen rund ums Orchester, das Dirigieren und die vier Instrumentengruppen. Charmant moderiert wird das Quiz-Konzert von „Showmaster“ Philipp Matthias Müller.
Und zumindest bei einigen Fragen mit Multiple-Choice-Antworten kommen auch viele Erwachsene ins Grübeln. Wie viele Saiten eine Harfe hat? 47, normalerweise. Welches das „längste“ Instrument im Orchester ist? Nicht Kontrabass, Fagott oder Harfe – sondern das Horn, jedenfalls „entrollt“, mit einer Rohrlänge von über 3,50 Meter. Das Instrument, das im Orchester den tiefsten Ton spielen kann? Ist die Tuba.
Und manche Antwortmöglichkeit bringt dann auch Grundschüler zum Lachen: „Pizzicato heißt das, haha, nicht Pizza Tonno“, wenn die Geige oder das Cello „gezupft“ werden soll. Wer in einem Block alle Fragen richtig beantwortet, mit etwas Glück vom Showmaster ausgewählt wird und dann noch die knifflige Bonusfrage zu Wouter Padberg richtig beantwortet (an welches Tier denkt er gerade? Was gab’s zum Frühstück?), die oder der darf ans Glücksrad.
So bekommt etwa Paula eine ziemlich einmalige Gelegenheit: Sie bekommt den Taktstock in die Hand und darf das Orchester dirigieren. Schon vor dem Konzert hatten Kinder die Möglichkeit, ihre Fragen an den Dirigenten zu stellen – nach dem Auftritt beantwortete er sie, manche mit einem Augenzwinkern: Was das am schwersten zu spielende Instrument ist? „Vielleicht die Oboe, du muss man zehn Jahre üben, um einen Ton herauszubekommen.“ Auch, wie man Dirigent wird, kann er beantworten. Großes Interesse an Musik sei nötig, ein Instrument zu lernen wäre wichtig (bei ihm war‘s das Klavier). Bei Padberg kann noch etwas Zufall hinzu (als er einen Chor übernahm) – „und dann merkte ich: ‚wow, das ist das Tollste, was man machen kann.“ Und mit dieser Leidenschaft steckt er gerne auch den musikalischen Nachwuchs in Trier an.
Die Familienkonzerte sind für die Orchestermitglieder eine ziemlich willkommene Abwechslung, sie haben was von Teambuilding. Und auch für die Kinder ab dem Vorschulalter ist das Quizkonzert eine perfekte Heranführung an Orchestermusik – zumal es einiges zum Entdecken und Wiedererkennen gibt. Etwa von Tschaikowski und Rossini, aber auch das Motiv aus den Harry-Potter-Filmen oder auch die Titelmelodie von Pippi Langstrumpf. Auch wenn Letztere beim ersten Vorspielen praktisch unerkannt bleibt – das Orchester spielt sie zuerst rückwärts. „Hätte ich selbst nicht erkannt“, sagt Wouter Padberg, der auch die Idee zum orchestralen Musikquiz hatte. Wie es dazu kam? „Ich will immer mal was Anderes ausprobieren – und ein Quiz fand ich toll“, sagt Padberg nach dem Konzert. So wäre das „Wie-was-warum-Konzert“ sicher ein tolles festes Element im (Familien-)Konzertprogramm – aber der Niederländer testet dafür wohl zu gerne immer was Neues aus.
Das nächste Familienkonzert findet am 30. April (11 und 16 Uhr) statt. Beim Stummfilm-Konzert „And … Action!“ dürfen Kinder auch selbst Geräuscheffekte erzeugen.