Kultur Fantasy-Spektakel mit mittelalterlicher Live-Musik im Trierer Theater

Trier · Sieben Musiker, zwei Trierer und eine fantastische Geschichte: Schauspieler Johannes Steck und Chefdramaturg Alexander May bringen am 6. Januar eine besondere Lesung ins Theater: „Die Zwerge“ mit Musik der Mittelalter-Band Corvus Corax.

 Die bekannte Mittelalterband Corvus Corax spielt bald im Trierer Theater.

Die bekannte Mittelalterband Corvus Corax spielt bald im Trierer Theater.

Foto: Yvonne Schöneck.

Markus Heitz veröffentlichte 2003 seinen ersten Teil der Fantasyromanreihe „Die Zwerge“ und landete damit einen Millionenerfolg. 2005, 2008 und 2015 folgten weitere Bände. Das Werk gilt als eines der kommerziell erfolgreichsten deutschen Fantasybücher. Und die Stimme zu diesem Meisterwerk lieferte der Trierer Johannes Steck. 1966 in Würzburg geboren, zogen er, seine Eltern und seine drei Geschwister wenig später nach Trier. Sein Vater ein bekannter Augenarzt der Stadt. Steck besuchte das ehemalige Hindenburg-Gymnasium bis zur elften Klasse. Dann passierte das Unglück. „Meine Mutter starb“, erzählt der 51-Jährige am Telefon. Er musste damals einfach raus, sagt er heute. Abstand gewinnen. Er brach die Schule ab und machte ein Jahr lang ein Praktikum im hiesigen Theater in der Technikabteilung.

Stimme ist in Game of Thrones zu hören

Dann ging er nach Braunschweig, um eine Ausbildung zum Theatermaler zu absolvieren. Dort lernte er Schauspieler kennen und merkte, dass er eigentlich lieber auf der Bühne stehen wollte, als dahinter zu arbeiten. Er ging auf die Schauspielschule und wirkte in einigen bekannten Fernsehformaten mit: „Die Wache“, „Forsthaus Falkenau“, „Balko“ und von 2001 bis 2005 als Dr. Achim Kreutzer in „In aller Freundschaft“. Eine Rolle, für die er auch in seiner alten Heimat Trier bekannt war. „Einmal ging ich mit meinem Vater spazieren, und die Leute sprachen uns mit „Tach, Herr Doktor“ an. Mein Vater meinte dann später, dass es schön sei, dass die Leute sich noch an ihn als Arzt erinnern würden, obwohl er die Praxis schon längst geschlossen hatte. In der Tat meinten sie aber mich damit.“

Sein Vater habe sich immer gewünscht, dass eines seiner vier Kinder in seine Fußstapfen treten würde. „Ich habe das ja dann für vier Jahre irgendwie getan“, sagt Steck schmunzelnd. Doch der vielleicht größte Name in seiner Filmographie ist ein anderer: in zwei Episoden wirkte er bei Game of Thrones mit, der Erfolgs-Fantasyserie aus den USA. Wenn auch nur als Stimmgeber. Und genau diese lieh er auch Markus Heitz‘ Zwergen.

2005 arbeitete er für das Hörbuch als Sprecher, sein erster Berührungspunkt mit Fantasygeschichten, doch der Anfang von einer Geschichte, die bis heute andauert. „Ein Jahr später war ich mit meinen Kindern auf dem Kaltenberger Ritterturnier, dort spielte die Mittelalter-Band Corvus Corax.“ Mit ihren historischen, oft nach alten Vorlagen gebauten Instrumenten und Kostümen machten sie Eindruck auf Steck und er dachte: „Mit denen würde es Spaß machen, die Zwerge aufzuführen.“ Er schrieb sie an, bat um ein Treffen, unterbreitete den Vorschlag, eine musikalische Lesung auf Basis des Fantasywerkes zu machen.

Mittelalterband Corvus Corax spielt live

Corvus Corax ließ sich nicht lange bitten. Es passte einfach zu gut. Zufall oder Schicksal? „Markus Heitz hat mir später einmal erzählt, dass er beim Schreiben des Buches immer die Lieder von Corvus Corax gehört hatte“, erinnert sich Steck. Ein weiteres Teil fügte sich in das Bild: Bei einem Schreibwettbewerb lernten sich Alexander May, der amtierende Chefdramaturg des Theaters Trier, und Steck kennen, Steck las die Geschichten vor, May saß in der Jury. Beides Trierer, auch wenn sie sich in ihrer Heimatstadt nie über den Weg gelaufen waren.

Eigentlich wollte May damals schon mit Steck einen Leseabend für die Bühne konzipieren, im Science Fiction Genre, doch das kam nicht zustande. Jetzt sprach Steck May auf seine Zwergen-Idee an. Sie haben die drei besten Szenen herausgesucht und für die Bühne inszeniert, sagt Steck, das komplette Werk zu lesen würde 25 Stunden dauern.

Von September 2009 bis Januar 2010 arbeiteten sie an der Bühnenshow, seit sieben Jahren treten sie immer mal wieder auf. In Trier am 6. Januar nun nach einer längeren Pause zum allerletzten Mal. „Als ich wusste, dass ich in unsere gemeinsame Heimatstadt komme, haben Johannes und ich uns darüber unterhalten, ob er die Zwerge noch einmal aufleben lassen möchte. Corvus Corax waren sofort begeistert“, erzählt May. Die Lesung sei ein schöner Ausflug innerhalb des sonstigen Theaterprogramms: „Ein Theater hat nicht nur eine Verantwortung gegenüber einer „Kulturelite“, sondern auch gegenüber Menschen, die sich mit anderen kulturellen Bereichen beschäftigen. Daher ist es uns wichtig, dass wir ein breites Angebot aus verschiedensten Genre schaffen und bewusst unseren Spielplan erweitern. “ Gerade als Theater dürfe man sich nicht der Anziehungskraft entziehen, die solche Werke haben. Und wie kunstvoll man sie anrichten kann.

Gemeinsam mit Corvus Corax hatte er die musikalische Untermalung der Lesung kreiert. Eine Geräuschkulisse, die einen Wald erschaffen und ein Lagerfeuer zaubern kann, und dazwischen immer Stecks Stimme: „Johannes ist ein Meister, der in Sekunden die Figuren wechseln und tiefe Inhalte präsentieren kann.“ Zum Teil säße er mit vier Figuren gleichzeitig um ein Lagerfeuer, das nur aus Geräuschen der Instrumente geschaffen werde. Und alle diese Figuren sei er, beziehungsweise seine Stimme, sagt Steck. „Da sitzt einer und redet so“, sagt der Schauspieler und spricht dabei mit tiefer, rauchiger Stimme, nur um in der nächsten Sekunde in eine hohe Fistelstimme umzuschwenken, „und ein anderer spricht vielleicht so.“ Man müsse aber vor allen Dingen in den Personen denken, die man mit der Stimme zum Leben erwecken wolle. „Es ist nicht damit getan, eine lustige Frequenz nachzumachen, das wäre albern. Wenn ich eine Frau sprechen soll, dann versuche ich das nicht über die Höhe der Stimme, sondern eher über eine gewisse Weichheit.“

Authentisch sein ist das A und O

Was den Zuschauer letztendlich berühre, sei Authentizität: „Dass er da einen Mensch spürt, der Gefühle hat. Dafür muss ich mich so in die Figur hineinbegeben können, dass ich verstehe, warum sie so denkt und handelt.“ Und das mit allen Figuren aus den drei Passagen des 1000-Seiten-Epos. „Ich glaube, dieses Aufspalten in andere Figuren kommt aus einem ganz kindlichen Spieltrieb, wenn man früher mit seinen Spielsachen gespielt hat, dann haben die ja auch miteinander geredet, letzten Endes war man das ja auch selbst“, sagt Steck.

Im Alltag macht er das manchmal beim Kochen, dann macht er den berühmten Fernsehkoch und gleichzeitig den interessierten Moderator, der nach den Zutaten und Zubereitungsweisen fragt. „Aber nur wenn ich ganz alleine zu Hause bin“, gesteht er. Ein großer Spaß, genauso wie die Lesung; eben weil es viel mit dem zu tun hat, was Theater eigentlich sei, etwas im Kopf des Zuschauers entstehen zu lassen. „Obwohl auch auf der Bühne viel zu sehen ist, alleine durch diese Musiker mit ihrem archaischen Auftreten und den Instrumenten, bauen wir Bilder und erschaffen Räume eben nur im Kopf des Zuschauers.“

 Die zwerge in Trier

Die zwerge in Trier

Foto: TV/Hagen Schnauss

Die Lesung findet statt am Samstag, 6. Januar, im Großen Haus des Trierer Theaters.

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