Farben eines Nomadenlebens

Trier · Virtuosen und abwechslungsreichen Jazz aus weiblicher Feder erlebten rund 200 Besucher in der Tufa Trier. Die aserbaidschanische Pianistin Amina Figarova und ihr Sextett, in dem auch der Luxemburger Trompeter Ernie Hammes mitwirkt, gastierten auf Einladung des Jazzclubs EuroCore.

 Amina Figarova beeindruckt in der Tufa.TV-Foto: Anke Emmerling

Amina Figarova beeindruckt in der Tufa.TV-Foto: Anke Emmerling

Sollte ein Wort das Konzert des Sextetts um Amina Figarova in der Tufa Trier zusammenfassen, so wäre das treffendste sicher "Vielfarbigkeit". "Gefühle auszudrücken, dafür ist die Musik da", erklärt die aserbaidschanische Pianistin, und das drückt sich in ihren Kompositionen aus.

Vertonte Empfindungen



Inspiriert von den persönlichen Erfahrungen einer rastlos um die Welt reisenden Künstlerin - einer modernen Nomadin - tragen sie Titel wie "On the Road" und vertonen Empfindungen bei der Begegnung mit Elefanten in Südafrika oder eine Autofahrt durch die Weiten Kanadas. Figarova bedient sich dabei einer zeitlosen, weltläufigen Jazzsprache, die weder einer bestimmten Stilistik noch kulturellen Tradition zuzuordnen ist.

Sie entwickelt und variiert prägnante Melodien, zum Beispiel ein galoppartiges, von allen Instrumenten dynamisch mitgetragenes Thema, das bildlich die Aufregung um einen fast verpassten Flug umsetzt. Sie kontrastiert feste und aufgelöste Strukturen, um innere Zerrissenheit in schlechten Zeiten zu verdeutlichen oder schlägt in kleiner Besetzung lyrische Töne an, um sprachloser Trauer über eine vom Sturm verwüstete Landschaft Ausdruck zu geben. Einzig beständiges Grundmuster ist, was auch das Nomadentum charakterisiert: Loslösen und wieder neu finden. Und darin bringt sie es mit ihren fünf Mitmusikern, Ehemann Bart Platteau an der Querflöte, Ernie Hammes an Trompete und Flügelhorn, Marc Mommas am Tenorsaxofon, Jeroen Vierdag am Bass und Chris Strik am Schlagzeug zu wahrer Meisterschaft.

Luftiges Flötenspiel



Als Einzelstimmen in Soli oder wechselnden kleinen Bestzungen zeigen sie virtuose und markante Individualität. Platteau verzaubert mit behändem, manchmal kammermusikalisch wirkendem, träumerischen und luftigen Flötenspiel.

Der Luxemburger Ausnahmetrompeter Ernie Hammes liefert expressive, strahlende und volle Klänge, Saxofonist Marc Mommas sehr sensible und weiche. Jeroen Vierdag und Chris Strik sorgen aufmerksam für differenzierte Rhythmen. In kollektiven Sequenzen, die dank der drei Bläser manchmal die Intensität einer Big Band erreichen, finden dann alle im Gleichklang wortlosen Verstehens zueinander. In diesem Spannungsfeld entstehen immer wieder neue musikalische Aussagen, leidenschaftlich, zart, streng oder kapriziös - vielfarbige eben.

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