Kulturmacher Wolfgang Valerius Farben für das „graue Instrument“

Großlittgen/Himmerod · Ein sensibler Kenner, der für Orgel und Orgelmusik in Himmerod aktiv ist.

 Vielfältige Aufgaben: Wolfgang Valerius, hier an der Abteiorgel.

Vielfältige Aufgaben: Wolfgang Valerius, hier an der Abteiorgel.

Foto: TV/Martin Möller

Die Stimmung könnte idyllischer nicht sein. Gerade in der Wochenmitte atmet das ehemalige Zisterzienserkloster Himmerod eine Atmosphäre der Ruhe, des Nachdenkens, der religiösen Einkehr. Aus dem berühmten „Eifeldom“ dringen dann vereinzelte Orgelklänge und mischen sich mit den Vogelrufen, die unter allen akustischen Signalen hier wohl mit die lautesten sind. Wolfgang Valerius verabschiedet gerade eine kleine Gruppe von Gästen, die er durch das Anwesen geführt hat. Es sind Amerikaner von der nahe gelegenen Air Base, Lehrer von Beruf und höchst interessiert am Kloster, an der Kirche und an der Klais-Orgel, die nach dem Brand im vergangenen Jahr am kommenden Sonntag (10. Juni, 15 Uhr) erstmals wieder ihre ganze Klangfülle präsentieren wird.

Wer dann mit Wolfgang Valerius durch die Gänge des ehemaligen Klosters geht, vorbei am „Raum 7“, in dem einst die Bundeswehr konzipiert wurde, der spürt: hier ist er zu Hause – in Kirche und Kloster und vor allem: an der Orgel. Valerius hat über Jahrzehnte hinweg dieses Instrument begleitet und ist hineingewachsen in einen vielseitigen Aufgabenbereich. Er war langjährig TV-Mitarbeiter und hat diese Zeit in guter Erinnerung. Er hat dann als Orgelbauer bei der Firma Gaida gearbeitet. Sein Schlüsselerlebnis war die Begegnung mit Reverend John L. Birley. Der war von 1976 bis zu seinem Tod 2003 Organist am „Eifeldom“. Dass der Anglikaner Birley in den Zisterzienser-Konvent aufgenommen wurde, zeigt, wie viel Großzügigkeit es gab in diesem Kloster. „Himmerod ist ein offener Ort“, sagt Valerius. 2013 schließlich wurde er dort fest eingestellt – nicht als Organist, sondern mit einem Bündel von Aufgaben: Gästeführung, Gästebetreuung, Organisation der Konzerte, Verpflichtung von Gast-Organisten.

So wurde Valerius kein profilierter Konzertorganist, aber ein sensibler Kenner von Orgel und Orgelmusik und dazu ein geschickter Organisator. Und wenn er heute über seine Tätigkeit spricht, klingt immer wieder die Zufriedenheit mit über die „Vielfalt und Offenheit“ seines Aufgabenbereichs. Selbstverständlich steht Orgel dabei im Mittelpunkt. Er wolle dem „grauen Instrument“ Farben mitgeben, sagt Valerius. Und hat dazu ein ganzes Bündel von Ideen parat – von den sommerlichen Orgelkonzerten mit angesehenen Gästen bis hin zur „Himmeroder Orgelnacht“.

Der Brand im Jahr 2017 hat der Klais-Orgel relativ wenig geschadet. Nur das Glockenspiel-Register wurde zerstört. Außerdem erwies sich die Bauweise der Prospektpfeifen als problematisch. Diese Pfeifen, die der Orgel ihr Gesicht geben, mussten gleichfalls ersetzt werden. Jetzt ist die Erneuerung bald komplett. Am kommenden Sonntag, 10. Juni, findet das erste große Konzert statt. Und weil Wolfgang Valerius durch seinen Mentor John L. Birley beste Verbindungen nach Großbritannien hat, wird einer der berühmtesten Organisten aus dem Inselreich spielen. David Briggs hat schon mehrfach in Himmerod konzertiert. Er ist Spezialist auf dem Gebiet der Transkription, insbesondere der Werke von Gustav Mahler. So stehen neben Orgelwerken von Mendelssohn Bartholdy, Widor und Briggs Mahler-Lieder auf dem Programm – gesungen vom prominenten Bariton David John Pike.

Der diesjährige Orgelsommer beginnt dann am 1. Juli, gleichfalls 15 Uhr, mit einem Konzert von James Vivian, Director of Music an der St. George‘s Chapel von Windsor Castle. Es ist das zweite Konzert im „Eifeler Orgeltriduum“, das Valerius begründet hat – drei Konzerte in drei Eifelorten. Die erste Veranstaltung fand bereits am 3. Juni an den beiden Orgeln der Stiftskirche Kyllburg statt. Im dritten Konzert, Sonntag, 17. Juni, 17 Uhr ist Gereon Krahforst aus Maria Laach in der Lebensbaumkirche Manderscheid zu Gast.

Die Himmeroder Zisterziensernacht schließlich findet statt am 19. August. Unter dem Motto „Let it pipe“ lädt der Hallenser Orgelprofessor Ulrich Lamberti zu einer Reise in die Klangwelt der Orgel mit Musik u. a. von ABBA und den Beatles. Außerdem werden Wolfgang Schröter und Uli Kammerer, Orgel und Saxophon, die klassischen Orgelwerke neu präsentieren.

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