Farbenreich und umweltschonend

TRIER. Nicht wenige stehen auf dem Standpunkt, nur eine große Orgel sei auch eine gute Orgel. Gleich zweimal wurde diese Meinung in der Welschnonnenkirche in der Trierer Flanderstraße eindrucksvoll widerlegt. Den Sonntag "Laetare" hatte man sich ausgewählt, um die restaurierte und rekonstruierte Stummorgel für ihren Dienst in der ehemaligen Klosterkirche zu weihen und erstmals vor der Öffentlichkeit erklingen zu lassen.

 Wurde feierlich in Betrieb genommen: Die neu restaurierte Orgel in der Welschnonnenkirche in Trier. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Wurde feierlich in Betrieb genommen: Die neu restaurierte Orgel in der Welschnonnenkirche in Trier. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Nachdem der Hauptzelebrant, Weihbischof Jörg Michael Peters mit Segensgebeten, Weihrauch und Weihwasser das 250 Jahre alte Instrument wieder seiner Bestimmung übergeben hatte, zeigte Domorganist Josef Still mit der Toccata tertia aus dem "Apparatus musico-organisticus" von Georg Muffat, wie viel Klangpracht und wie viel musikalischer Charakter in dem kleinen Instrument steckt. Auch im weiteren Verlauf der Messfeier, die musikalisch auch von der ausgezeichnet agierenden Kinder- und Jugendkantorei des Domes und vom Saarbrücker Instrumentalensemble Via Nova Consort mit einer Messe von Michael Haydn gestaltet wurde, zeigte sich, dass man auch mit nur einem Manual äußerst vielfältig und anspruchsvoll musizieren kann. Dicht besetzt war die Welschnonnenkirche auch am Abend, als der niederländische Organist Ton Koopman das erste Konzert gestaltete. Mit Werken etwa von Jan Pieterszoon Sweelinck, Pieter Cornet, Dietrich Buxtehude und Johann Sebastian Bach orientierte sich sein Programm in erster Linie an Literatur, die schon existierte, als die Gebrüder Stumm die Trierer Orgel erbauten. Koopman interpretierte in seiner bekannt virtuosen und von Spielfreude nur so sprühenden Art etwa Buxtehudes Choralfantasie über "Wie schön leuchtet der Morgenstern" oder auch Bachs Pastorale in F-Dur, BWV 590. Keinen Grund fand man, an irgendeiner Stelle Farbenreichtum zu vermissen. Ob mit Hilfe der glänzenden Mixtur oder der charakterstarken Traversflöte, ob mit dem weichen aber doch kraftvollen Bourdon oder der strahlenden Trompete, immer wieder zeigte Koopman neue Klangfacetten auf, die Lust auf mehr verursachten. Koopman belegte in seinem Konzert auch, dass diese Orgel ein umweltschonendes und energiesparendes Instrument ist. Er verzichtete auf den Einsatz des Motors und ließ den notwendigen Wind der Balganlage durch einen Kalkanten von Hand "schöpfen", so wie es früher normal war. Mit dieser Orgel hat die Orgelregion Trier einen funkelnden Edelstein zurück erhalten, von dem nicht nur das Publikum, das dem Interpreten und dem Instrument zujubelte, begeistert war. Auch Koopman fühlte sich rundherum wohl und bestätigte mehrfach, dass er zu dieser Orgel gerne wiederkommen werde.

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