Feine Unterhaltung mit der Feinen Gesellschaft

Trier · Der Dresdner Sänger und Schauspieler Sebastian Lohse hat in der Tufa Trier seine neue CD "Erfolg" vorgestellt. Mit poetischen, humorvollen Liedern über große und kleine Leute, das Räderwerk und die schönen und traurigen Dinge des Lebens sorgte er für einen berührenden Konzertabend.

Von seiner fünfköpfigen Band Die Feine Gesellschaft hat Sebastian Lohse aus Dresden zwar nur den vortrefflichen Pianisten Matthias Hübner mitgebracht. Doch auch oder gerade in dieser kleinen Besetzung gelingt es ihm, dem Tufa-Publikum einen Abend feiner Unterhaltung zu kredenzen. Angetan mit Glacé-Handschuhen, Zylinder und Stepptanzschuhen inszeniert er mit "Bonjour Messieurs et Madames" eine charmante Begrüßung im Stil nostalgischer Varieté-Abende. Und Varieté im Sinne bunter Vielfalt ist das, was sich dann zum Oberthema "Erfolg" aneinanderreiht. Im Wechsel mit gesprochener Dichtung, kleinen philosophischen oder kabarettistischen Betrachtungen und virtuosen Zwischenspielen des Pianisten folgen höchst unterschiedliche, von Gitarre und Piano begleitete Lieder. Ihre Vorbilder sind teils deutlich zu erkennen.

Keine Kopie, sondern Klaviatur für Eigenes



Die bissige Betrachtung der gesellschaftlichen Wertvorstellung von Erfolg "Man muss die Eins sein" klingt nach einem Auszug aus der Dreigroschenoper. Die melancholische Momentaufnahme "Männer vor halbvollen Gläsern" erinnert an französischen Chanson à la George Brassens. Für "Weißt du noch?", ein rockig gefärbtes Trennungslied, könnte Klaus Lage Pate gestanden haben, für die grotesk schwarzhumorige Ballade "Im Stadtpark, wo die Leiche lag" Georg Kreisler. Auch Minnesang oder romantisches Kunstlied klingen an. Doch Lohse kopiert nicht, sondern nutzt das schon Dagewesene virtuos als Klaviatur für eigenen vielseitigen künstlerischen Ausdruck. Der beschränkt sich nicht aufs Musikalische: Gesang mit einer ausgebildeten, warmen, kraftvollen Stimme, Gitarrenspiel und illustrative Klang-Arrangements. Dazu gehören auch sprachliche Treffsicherheit, ob in Ironie oder Poesie, und viel schauspielerisches Talent.

Der geschulte Theatermann Lohse inszeniert mit all diesen Zutaten jedes seiner Lieder als geschlossene künstlerische Einheit und beschert damit seinem Publikum stimmungsvolle und zum Nachdenken anregende Erlebnisse. Das Echo fällt entsprechend aus, erst nach drei Zugaben dürfen er und Matthias Hübner die Bühne verlassen.

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