Feinfühlig und gemütserregend

Trier · Bei den meisten Kammerkonzerten stehen die Klassik und Romantik im Zentrum des Geschehens. Einen Ausflug in den Barock machte die Kammermusikalische Vereinigung Trier bei ihrem jüngsten Abend.

(gkl) Kein Schubert, kein Brahms und auch kein Haydn standen auf dem Programm, mit dem die Musiker des Ensembles "La Gioia Köln" im Kurfürstlichen Palais Station machten. Sie hatten Musik von Antonio Vivaldi und Georg Friedrich Händel, von Georg Philipp Telemann und Johann Christian Bach mitgebracht. Vor allem waren es Triosonaten, die Königsdisziplin für Komponisten und Musiker in der Barockzeit, die sie neben ihren historischen Instrumenten im Reisegepäck hatten. Überschrieben hatten sie den Abend mit dem Titel "Il Dolce ed il Virtuoso", was in etwa "Liebliches und Virtuoses" bedeutet. Und er sollte einen besonderen Einblick in die Welt der musikalischen Affekte geben, mit denen die Komponisten schon durch die von ihnen gewählte Klangrede das Gemüt der Zuhörer erregen wollten.

Feinfühlig ging das Ensemble mit der Tonsprache der alten Meister um und schaffte es tatsächlich, mit Telemanns Triosonate c-Moll, der a-Moll-Sonate von Johann Gottlieb Graun oder dem Concerto à 4 in D-Dur des unbekannten Johann Martin Döming sein Publikum anzusprechen. Es war kein Solistengehabe, das den Abend prägte, sondern beste Ensemblearbeit, die den kompositorischen Aussagen breiten Raum ließ.

Ein großer Sänger hat einmal gesagt, in der Barockmusik steht alles in den Noten. Man braucht nichts hinzuzufügen. Dies taten die Oboistin Julia Belitz, die Flötistin Stephanie Bosch (Block- und Traversflöte) sowie der Geiger Christof Boerner, der Cellist Alexander Scherf und Wolfgang Kostujak am Cembalo auch nicht. Meisterlich in der Technik, wenn man von ein paar Intonationsproblemen bei Boerner absieht, erreichten sie problemlos die Gemüter ihrer Zuhörer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort