Feinsinnige Gespräche zwischen Klarinette und Geigen

Trier · Eindrückliches zweites Kammerkonzert des Theaters Trier im Römersaal.

Trier Keine Frage: man hat so seine Lieblingsstücke in der Musik. Und dazu gehört für viele Mozarts berühmtes Quintett für Klarinette und Streichquartett A-Dur KV 581. Genauso wie das hundert Jahre später entstandene Klarinettenquintett h-moll op.115 von Johannes Brahms, das durchaus mit Mozarts Komposition zusammenhängt.
Weshalb beide Werke auch in der Regel gemeinsam gespielt werden, so wie beim zweiten Kammerkonzert des Theaters Trier. Tausendmal hat man die beiden Stücke gehört und ist jedes Mal von Neuem bewegt. Auch an diesem Sonntagnachmittag im fein restaurierten Römersaal der Vereinigten Hospitien. Dort wurde Tonsprache zur Seelensprache.
Mozarts Quintett, das er für seinen sich ständig von Geldnöten geplagten Freund und Freimaurerbruder, den Klarinettisten Anton Stadler schrieb, ist nicht nur eines der schönsten musikalischen Geschenke an einen Freund. Es ist auch Ausdruck all der unzähligen Schwingungen, Wechselfälle und Widersprüche des Gefühls, die Leben wie Freundschaft ausmachen. Genau das vermochte das einfühlsame Spiel der fünf Kammermusiker anrührend zu vermitteln.
Jene Grazie, mit der Mozart die Widersprüche diskutiert, um sie am Ende zu versöhnen und jene scheinbare Leichtigkeit, die dennoch tiefe Empfindung ist und selbst in der größten Klangseligkeit die Trauer nicht leugnet. Wunderschön: Ayako Kayukawas 1.Geige mit ihrem feinen Schmelz, ihrem exakten Strich und seiner Klarheit. Überhaupt verloren die Musiker nie die Struktur des Werks mit seinen zahlreichen Einfällen aus dem Auge.
Ein lebendiger, gleichberechtigter Diskurs blieb ihr Spiel, in den sich auch die empfindsame anmutige Klarinette von Michael Corde in der genau richtigen Balance zwischen Virtuosität und Dialog einfügte. Feinsinnig führten Geigen und Klarinette ihren Dialog im geradezu schmerzhaft schönen Larghetto. Trotz manch kompositorischer Übereinstimmungen: Eine völlig andere Textur des Gefühls und damit Klangästhetik bestimmt das letzte Klarinettenquintett von Johannes Brahms.
Wo Mozart sich der Welt mitteilt, da scheint Brahms sie bereits hinter sich gelassen zu haben, so wie das Entstehungsjahr 1891 vom Jahrhundert Abschied nimmt. Brahms Musik blickt nach innen. Kraftvoll zwingend und klangesättigt spielten die fünf Musiker, machten die innere Dramatik der Komposition hörbar und erzeugten zum Teil Spannung bis zum Zerreißen.
Kammermusik sei wie ein Gespräch unter vernünftigen Menschen, hat Goethe einmal festgestellt. Einmal mehr zeigte sich hier, wie ungeheuer bereichernd in der Musik die Vernunft des Geistes und des Gefühls zusammengehen. Ein absolut eindrückliches Konzert. Ein paar kleine Unebenheiten waren dabei leicht zu verschmerzen. Bleibt noch nachzutragen: An der 2.Violine Hiroko Tominaga-Topp, Viola Fernando Bencomo, Violoncello Gleb Levin.

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