Festakt mit Fragezeichen

Wenn am Sonntagabend das Trierer Theater zur offiziellen Saison-Eröffnung mit Festakt und Gala einlädt, wird es auf der Bühne viele feierliche Reden und allerlei prächtige Musik geben. Hinter den Kulissen geht es aber um die Zukunft des Hauses - und die hat viel mit Geld zu tun.

Trier. "Wenn sich Nichts mitNichts verbindet, ist und bleibt die Summe klein. Wer bei Tisch nur Liebe findet, wird nach Tische hungrig sein". So singt der Gefängnisdirektor Rocco in Beethovens "Fidelio" das Lob der materiellen Güter. "Ohne Moos nix los", hieß das profaner bei Gunter Gabriel. Oder, noch einmal Rocco: Geld sei schlicht unerlässlich für eine "gute, vergnügte Haushaltung".

Ob diese Arie am Sonntag zum Programm gehört, wenn das Trierer Theater mit "Fidelio" den 45. Jahrestag seiner Eröffnung am Augustinerhof und den 90. Geburtstag des Philharmonischen Orchesters feiert, ist unbekannt. Aber passen würde sie allemal. Denn trotz des alljährlichen Millionen-Budgets reicht das Geld hinten und vorne nicht. Vor allem nicht für eine dringend notwendige Sanierung des Gebäudes, das seit 1964 auf eine Generalüberholung verzichten musste und stellenweise regelrecht heruntergekommen ist.

Es bedurfte erst einer Schließungs-Drohung der Versicherung, um die Stadt Anfang des Jahres dazu zu bewegen, aktiv zu werden. Der Schock war groß, als Berechnungen einen Sanierungsbedarf von über 20 Millionen Euro ergaben. Dennoch fasste der Stadtrat einen entsprechenden Richtungsbeschluss und machte eine halbe Million Euro für den sofortigen Einstieg in die Umbau-Planung frei. Eine von der FDP vorsichtig angeregte Grundsatzdiskussion über die Ausgestaltung der künftigen Arbeit des Theaters war bei den anderen Fraktionen nicht erwünscht.

Doch lieber Neubau statt Sanierung?



Doch kaum war der Beschluss gefasst, wurde er schon wieder aus allen Ecken infrage gestellt. Die Kunde von einem Theater-Neubau in Gütersloh machte die Runde, der mit 21,9 Millionen auch nicht teurer sein soll als die in Trier beschlossene Sanierung des alten Gemäuers. Vorteil eines möglichen Neubaus an anderer Stelle: Man könnte bedarfsgerecht planen, und das Haus müsste nicht für zwei Spielzeiten geschlossen werden. Und mit dem Grundstück im Herzen der Stadt ließe sich womöglich gutes Geld verdienen.

Anderen spukt die Idee im Kopf herum, die riesige alte Bahn-Halle in Trier-West in ein Theater zu verwandeln und damit der stagnierenden Stadtentwicklung in diesem Viertel einen elementaren Schub zu verschaffen.

Doch während die einen noch nachdenken, läuft andernorts parallel die teure Planung für den Umbau an Ort und Stelle. Zum Glück ist bei den städtischen Bauplanern, wie es Kulturdezernent Holkenbrink ausdrückt, "Land unter", so dass sie offenkundig noch nicht weit fortgeschritten sind. Was aber wiederum die Gefahr aufwirft, dass Gewerbeaufsicht oder Gemeindeversicherung irgendwann die Rote Karte zücken.

Ob unter diesen Rahmenbedingungen am Sonntagabend die große Feierstimmung aufkommt, wird sich zeigen. Zumal die keineswegs vergnügliche Trierer Haushaltslage auch die Frage nach dem jährlichen Unterhalts-Anteil fürs Theater aufwirft. Man darf auch gespannt sein, was Kulturministerin Ahnen aus Mainz als Jubiläums-Präsent mitbringt.

Künstlerisch verspricht der Gala-Abend trotz aller Begleitgeräusche einen ausgesprochenen Leckerbissen (siehe Infobox). Wer den nicht verpassen will, kann noch ausreichend Karten an der Tageskasse erwerben. Und gleichzeitig einen Blick auf das Theaterfest werfen, das am Sonntag ab 14.30 Uhr mit einem großen Programm in alle Räumlichkeiten des Theaters lockt.

Extra

Zur Saison-Eröffnung bietet das Theater das Vorspiel zu Wagners "Meistersinger" und Auszüge aus Beethovens "Fidelio". Für die Hauptrollen konnten mit Scott MacAllister und Jayne Casselman echte Star-Gäste verpflichtet werden. MacAllister singt die großen dramatischen Partien an Häusern von Hamburg über Berlin bis München, Casselman, als "Sängerin des Jahres" in der "Opernwelt" gekürt, tummelt sich als Isolde, Salome und Brünnhilde zwischen Salzburg, Venedig und Barcelona. Im Rahmen der Veranstaltung, die um 19 Uhr beginnt, wird auch die "Trierer Theatermaske" an den Schauspieler Manfred-Paul Hänig verliehen. (DiL)

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