Festivalstimmung unter Platanen

Trier · Erst deutscher Akustik-Pop mit Laith Al-Deen, dann amerikanischer Bläser-Funk mit Tower of Power: Kontrastprogramm war an zwei aufeinanderfolgenden Abenden auf der Exhaus-Sommerbühne angesagt. So verschieden die Musik, so übereinstimmend die Wirkung: Beide Konzerte sorgten für Superstimmung bei insgesamt 1100 Besuchern.

Trier. Eine Jubelwelle brandet durchs Publikum, als Laith Al-Deen die Bühne betritt und zeigt ihm deutlich, dass hier 600 echte Fans versammelt sind. Er lässt sich augenblicklich drauf ein, schlägt einen lockeren, persönlichen und humorvollen Umgangston an, als sei er ein alter Freund. Auch die Lieder, die er mitgebracht hat - seine größten Hits - vermitteln ein "Einer-von-uns-Gefühl". Denn "Alles an Dir", "Hör mir zu", "Die Liebe zum Detail", "Keine wie Du" oder "Bilder" beschreiben mit ihren leicht melancholisch gefärbten, immer ein bisschen tiefgründigen Texten Gefühlszustände, die jeder schon einmal gehabt hat. Laith Al-Deen, in Karlsruhe als Sohn eines Irakers und einer Deutschen geboren, singt konsequent in deutsch, schätzt nach eigenem Bekunden den Reichtum dieser Sprache. Und das kommt bei seinem Publikum äußerst gut an, viele singen die oft poetischen Zeilen mit.
Bad in der Menge


Durch die schönen Ohrwurm-Melodien, in die sie verpackt sind, ist das nicht allzu schwer. Al-Deen selbst überzeugt mit seiner klaren, etwas nasalen Soulstimme, die er gekonnt auch in rhythmischem Sprechgesang einsetzt und die von Chorsätzen seiner Mitmusiker effektvoll begleitet wird. Besonderen Reiz beziehen seine in Balladenform oder mit südamerikanischen, Reggae- oder Hiphop-Rhythmen ausgestalteten Lieder aus dem Arrangement, das er für die aktuelle Tournee gewählt hat. Zwei Akustikgitarren, ein Piano, ein E-Bass, ein Schlagzeug und ein paar Perkussions-Instrumente, mehr braucht es nicht für ein rundherum packendes Konzert, das mit einem Bad in der Menge endet.
In der Menge baden Tower of Power am nächsten Abend zwar nicht, dafür baden die meisten ihrer 500 Fans - darunter sehr viel Musiker aus der Region - in Schweiß. Denn die 1968 in Kalifornien gegründete Band heizt mit Funk und groovigem Soul ein. Satt wummernd bis kräftig peitschend formieren sich E-Bass und das Schlagzeug von Bandmitgründer David Garibaldi zur treibenden Rhythmusmaschine.
Darüber gießen sich weiche Melodiekaskaden von Roger Smiths Keyboard, die plötzlich von messerscharfen Sätzen der fünf Blechbläser durchschnitten werden. Komplettiert wird das Ganze durch kräftige Tupfer rockiger Gitarre von Jerry Cortez und der schwarzen Gesangsstimme von Larry Braggs, die allein für den Soul geschaffen zu sein scheint. Es ist ein elektrisierender Sound, der sofort in die Beine fährt und unmissverständlich auf die Berechtigung des Begriffs "Power" im Bandnamen verweist. Mit ihrem Programm, das von wenigen balladesken Anklängen mit Hauch von amerikanischem Soul-Schmalz abgesehen durchweg fetzig ist, reist die Band durch die 45 Jahre ihres Bestehens.
Zu den Höhepunkten zählt ein James-Brown-Medley, bei dem die zwei anderen verbliebenen Gründer, Emilio Castillo am Gesangsmikrofon und Stephen "Doc" Kupka am Bariton-Saxofon hervortreten. Weitere sind eine hervorragend interpretierte Version von "Mrs. Jones", die Tanzhits "Only so much Oil", "Hip" oder "Souled out".
Die Musik putscht auf, der Adrenalinspiegel scheint nicht nur beim kräftig mitgehenden Publikum, sondern auch bei den Musikern hoch, die teils mit ihren Instrumenten auf der Bühne tanzen. All das vermittelt den bleibenden Eindruck eines "Leuchtturms" professioneller und dynamischer Live-Musik-Show, Tower of Power eben.

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