Festmusik als Mysterium

Gut 1000 Menschen versammelten sich in der Trierer Bischofskirche, um die "Salzburger Festmusik" des Domchores mitzuerleben. Das ist eine gewaltige Anzahl, denn die Werke, die zur Aufführung kommen sollten, entstammen der Feder eines recht unbekannten Komponisten.

Trier. Heinrich Ignaz Franz Biber, Vorgänger und Zeitgenosse von Johann Sebastian Bach, hat es, abgesehen von seinen Rosenkranzsonaten und seiner Battalia, zu keiner großen Bekanntheit gebracht. Nach dem Konzert in der Trier er Mutterkirche musste man sich fragen, warum nicht, bekam aber gleich auch augenfällig die Antwort präsentiert. Wer Biber aufführen will, hat einen gewaltigen Aufwand zu betreiben. Der Salzburger Hof- und Domkapellmeister gab sich nicht mit normalen Besetzungen zufrieden.Unterstützung durch "Capella Nova"

Bei ihm sind es Doppelchöre, acht Solisten, und auch beim Instrumentarium greift er in die Vollen, etwa wenn er Trompeten, Posaunen und Zinken verlangt. Allein hier muss man Bibers Kollegen, dem Trierer Domkapellmeister Stephan Rommelspacher, sehr dankbar sein, dass er das Domkonzert ganz dem Schaffen des gebürtigen Böhmen gewidmet hat. Neben dem Domchor fand er bei dabei Unterstützung vom durch ihn gegründeten Kammerchor "Capella Nova" aus Villingen, dem in Trier schon bestens bekannten Barockorchester "L'arpa Festante" aus München und dem "Trumpet Art Ensemble" aus Stuttgart.Glanz, Erhabenheit und Pracht

Das Solistenoktett bestand aus Sibylle Schaible und Kristina Schaum (Sopran) David Erler und Sibylle Kamhues (Altus/Alt), Clemens Flämig und Dieter Wagner (Tenor) sowie den Bassisten Marcus Niedermeyr und Christian Meyer. Allesamt, Chöre, Instrumentalisten und auch die Solisten waren ausgezeichnet präpariert. Ob das Magnificat zu 32 Stimmen oder die fast schon normal wirkende Lauretanische Litanei, das Salve Regina für Sopran (Schaible) Gambe und Basso continuo oder die alles überstrahlende "Missa Alleluja" für 36 Stimmen, rein technisch gesehen wurde Überzeugendes, wenn auch nicht in allem Perfektes geboten. Wichtiger aber war vielleicht die Wirkung, die diese Werke auslösten, die Atmosphäre, die im Dom geschaffen wurde. Glanz, Erhabenheit, und Pracht prägten den Abend, lösten Emotionen aus, ergriffen, aber begeisterten auch das Publikum. Der Dom hat, wie man weiß, seine akustischen Tücken, Textverständlichkeit ist ein großes Problem. Bei dieser Musik aber wurde dies fast nebensächlich, denn die Stimmung der Musik breitete sich wie ein feines Netz auch bis in die hintersten Reihen aus. Das Geschehen im katholischen Gottesdienst ist ein Mysterium. Genau so war auch Bibers Musik. Der langanhaltende Applaus dankte den Akteuren für einen herausragenden und auch geheimnisvollen Abend.

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