Festspiel-Splitter

Gutes Timing ist alles: Eine Stunde nach Opernschluss brach in Trier ein mordsmäßiges Gewitter aus, das die Premierenfeier im Innenhof des Landesmuseums binnen Sekunden in eine Massenflucht verwandelte.

Die Perlen, die Intendant Gerhard Weber auf der Stirn standen, dürften angesichts des Kelches, der da knapp an ihm vorüber ging, nicht nur aus Regenwasser bestanden haben - etwas verspäteter Angstschweiß war wohl auch dabei. Der Festspielchef hatte "va banque" gespielt und auf Open Air gesetzt. Ein Umzug in die Arena, wo Tausende zum Fußball-Public-Viewing vor der Tür standen, hätte für Chaos gesorgt.

So gab es statt Vuvuzela-Untermalung im letzten Nerone-Akt lediglich ein Gratis-Feuerwerk vom Moselfest. "Passt doch gut", vermerkte Grünen-Kulturpolitiker Gerd Dahm, als die ersten Böller pünktlich zum Brand von Rom ertönten. Leider wurde die Oper gegen Ende immer leiser, die Raketen immer lauter. Eine Viertelstunde Verschiebung hätte gereicht. Da war man fast froh, dass kaum auswärtige Besucher da waren. Scheinbar ist es in Trier nicht möglich, zwei Großveranstaltungen zu koordinieren. Dabei saß der Schirmherr des Moselfestes als Kulturdezernent im Amphitheater in der ersten Reihe. Aber es sind ja Thomas Eggers erste Festspiele.

Zum Glück zeigten sich die Fußballfans diszipliniert. Allenfalls leise aus der Nachbarschaft geflüstert konnte man den aktuellen Stand des "kleinen Finales" auf der Tribüne hören, weil dort einige - bevorzugt männliche - Opernbesucher das Nachrichten-Display ihres Handys in Betrieb hatten.

Zum Glück stand das Endergebnis zum Schluss der Pause fest, so dass der zweiten Hälfte von Nerone ungeteilte Aufmerksamkeit sicher war. Gefragter Gesprächspartner bei der After-Show-Party war "Nerone" Gianluca Zampieri, Quell guter Laune und lustiger Sprüche. Wo er stand, gab's Gelächter. Auch reaktionsschnell ist er: Als das Gewitter begann, war Zampieri - ebenso wie ADD-Präsident Josef Peter Mertes unter den wenigen, die halbwegs trocken ins Haus kamen. Dieter Lintz

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