Feuer, Harfe, Mittelalter

Einen lauen Sommerabend, eine historische Open-Air-Kulisse und echte Fans: Mehr brauchte es nicht, um am Freitagabend das Trierer Amphitheater für die Sängerkrieg- Tour der Mittelalter-Band In Extremo zu füllen.

Trier. 3000 Fans sind in das Trie rer Amphitheater gepilgert, um in den historischen Gemäuern die deutschen Mittelalter-Metaller In Extremo zu sehen.

Und dabei fallen zwei Dinge sofort ins Auge. Zum einen ist das diese besondere Stimmung, die den Zuschauer gleich umfängt. Ein wenig betritt man eine mittelalterliche Welt, in der es Stände mit für die Zeit typischer Kleidung und typischen Schuhen, aber auch mit zünftiger Wildsau-Bratwurst gibt. Zum anderen fallen die Zuschauer aller Altersklassen auf, die stilecht in mittelalterlichen Roben - ausladenden Bein- und Damenkleidern - Lederklüften, Schottenröcken oder Lack- und Leder-Bekleidung mit klingenden Schellen erschienen sind.

Da wundert es nicht, dass in dieser familiär entspannten Open-Air-Atmosphäre ganze Familien angereist sind. Tamino, der mit seiner Mutter aus Mainz gekommen ist, mag mit seinen vier Jahren der jüngste Fan von In Extremo sein. Geschützt durch seine "Micky-Maus-Ohren" (Lärm-Ohrschützer), die farblich perfekt mit seinem rot karierten Schottenrock und dem schwarzen Fan-Shirt harmonieren, jubelt er mit, als In Extremo endlich die riesige Bühne mit dem Song "Sieben Köche" entert.

"Das letzte Einhorn", alias Sänger Michael Rhein, heizt dem Publikum mit seiner Reibeisenstimme und seinen mittelalterlichen Gefährten Yellow Pfeiffer, Flex der Biegsame, Dr. Pymonte, Die Lutter, Van Lange und Morgenstern von Anfang an richtig ein. Highlight der Bühnenshow sind die krachenden pyrotechnischen Effekte, die als heiße Flammenzungen aus der Bühne hervor schießen. Feuerwerke entzünden sich und tanzen im farbigen Licht. Ein Stab, aus dem beidseitig Funken sprühen, wirbelt im Kreis. Das Publikum jubelt.

Ein mehr als zweistündiges Set spielen die Jungs ohne Pause, aber mit nicht endender Energie. Schweißüberströmt gibt Sänger Rhein Songs wie "Spielmann", "Ave Maria" oder "Ai Vis Lo Loop" zum Besten. Das Publikum ist textsicher dabei. Nach "Omnia Sol Temperat" stößt die Band mit ihren Fans "Auf's Leben" an und will sich verabschieden. Damit lässt sich das Publikum nicht abspeisen und fordert einige Zugaben ein.

Markenzeichen der Band ist die Verbindung von Metal-Klängen und mittelalterlichen Instrumenten. Harte Gitarren- und Schlagzeugklänge können so mit altertümlichen Instrumenten wie Marktsack-Pfeife, Schalmei oder Harfe verschmelzen. Dazu kommen mittelhochdeutsche, lateinische oder isländische Texte, die beispielsweise Gedichten von Goethe oder dem alten Textbuch Carmina Burana entlehnt sind.

Fazit: Optisch und musikalisch gelungenens Konzert mit harten und zarten Klängen und feurigen Effekten. Bitte mehr Konzerte in den Gemäuern, in denen einst Gladiatoren mit wilden Löwen kämpften, das bringt Atmosphäre.

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