Feuertaufe im Großen Haus

In der kommenden Woche schlägt das grenzüberschreitende Tanzfestival "Le Transfrontalier" seine Zelte im Trierer Theater auf. Für die Trierer Tänzer Hannah Ma und Reveriano Camil ein besonderes Ereignis, sind sie doch mit eigenen Choreographien an zwei der drei Abende vertreten.

 Ein Mann auf der Suche nach dem Gleichgewicht: Reveriano Camil in seiner eigenen Choreographie „Equilibrium“. Foto: Theater

Ein Mann auf der Suche nach dem Gleichgewicht: Reveriano Camil in seiner eigenen Choreographie „Equilibrium“. Foto: Theater

Trier. Als Tänzer kennt man sie hier schon lange: Reveriano Camil, den alle "Rev" nennen, kam vor vier Jahren, Hannah Ma gehört schon seit 2001 zum Trierer Tanz-Ensemble. Sie stammen von unterschiedlichen Ufern der Ballett-Kunst: Camil, der elegante, geschmeidige Tänzer, Ma, die sensible, ausdrucksstarke Interpretin. Von ihm fällt einem spontan der glanzvolle Tango-Zauberer in der Oper "Azrael" ein, bei ihr denkt man an die unvergessliche "Walküre" in Birgit Scherzers "Ring", die ihr die "Trierer Theatermaske" einbrachte.

Nun kann man sie von einer neuen Seite kennenlernen. Hannah Ma und Reveriano Camil vertreten Trier als Choreographen beim "Transfrontalier"-Festival, treffen dort auf renommierte Tanztheater-Gestalter wie die Luxemburger Sylvia Camarda und Jean-Guillaume Weis oder den Polen Jacek Luminski. In kleinerem Rahmen haben sie den Perspektiv-Wechsel schon mal probiert, aber nun müssen sie ihr Regie-Talent auf der großen Bühne und in einem anspruchsvollen Rahmen beweisen. Hannah Ma hat die Feuertaufe schon hinter sich: Ihr Beziehungs-Stück "Watch out - the world is not behind you" feierte letzten Sonntag in Luxemburg eine mit viel Beifall aufgenommene Premiere. Reveriano Camil ist heute abend im "CarréRotondes" an der Reihe - bevor beide Produktionen dann nach Trier kommen.

Man macht keinen Hehl daraus, dass die Choreographie für sie auch eine berufliche Zukunftsperspektive sein könnte. Tänzer-Karrieren sind erschreckend kurz: "Mit Mitte 30 macht der Körper das nicht mehr mit". Die Frage, was danach kommt, beschäftige sie "so lange ich das mache", sagt die 29-Jährige, die nebenher Kulturwissenschaft an der Fernuni Hagen studiert. Sonnyboy Camil sieht das etwas lockerer: Tanzen könne man "eigentlich immer". Seine Devise: Mal sehen. Seine Choreographie heißt "Equilibrium", zu Deutsch Gleichgewicht, und beschreibt die Lebensreise eines Mannes. Er tanzt sein Stück selbst, 45 schweißtreibende Minuten lang, begleitet von einer fünfköpfigen Live-Band. Hannah Ma hingegen arbeitet mit Musik von Nina Hagen, Chopin und den White Stripes - und sie lässt ihre Ensemble-Kollegen Erin Kavanagh und Noala de Aquino tanzen. Wie das denn so ist als Chefin? "Um Gottes Willen, ich hoffe, ich hatte keinerlei Chef-Attitüde", sagt sie. Der echte Compagnie-Chef Sven Grützmacher lächelt da nur breit und freut sich über die "Super-Möglichkeiten, die uns das Transfrontalier-Projekt bietet". Gemeinsam mit dem Luxemburger Tanz-Guru Bernard Baumgarten hat er das erste Großregion-Festival nach dem Kulturhauptstadtjahr ge stemmt. Ohne Extra-Mittel, wie er betont. Theater-Managerin Heidi Schäfer habe die benötigten 15 000 Euro "irgendwo aus dem eigenen Fleisch geschnitten" - dem des Trierer Theaters natürlich.

Geht es nach Grützmacher, geht "Transfrontalier" auch 2010 weiter. Tanztheater sei doch "geradezu prädestiniert für internationale Zusammenarbeit, weil wir nicht auf die Sprache angewiesen sind".

Le Transfrontalier, die Termine: 4. Juni mit Jacek Luminskis "To see the world" und Reveriano Camils "Equilibrium"; 6. Juni, "Bitte volltanken” von Jean-Guillaume Weis und "Le complexe imaginaire” von Michael d'Auzon; 7. Juni mit Sylvia Camardas "Swan dies of an Overdose", Hannah Mas "Watch out" und Anka Majchers "Song on 3 and 4 and”.

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