Filigranes Spitzenwerk aus Musik

Bernkastel-Wehlen . (gkl) Ein konzertanter Ruhepol in einer schell-lebigen Zeit: Der Gitarrist David Russel gastierte im Rahmen der Mosel Festwochen in Kloster Machern.

 Begeisterte das Publikum: David Russel.Foto: Gerhard W. Kluth

Begeisterte das Publikum: David Russel.Foto: Gerhard W. Kluth

Dem Klang eines einzigen Instrumentes nachspüren, den zarten Tongebilden folgen, das war das Angebot der Mosel Festwochen bei ihrem Gitarrenkonzert im Barocksaal des ehemaligen Klosters Machern. Als Solisten hatte man David Russell verpflichtet, den die "New York Times" als ein Talent von außergewöhnlicher Dimension charakterisiert hat. Der in Schottland geborene und in Spanien lebende Künstler ist ein wahrhafter Meister auf seinem Instrument, entlockt ihm eine unglaubliche Bandbreite an Klangfarben. Sein Auftreten hat etwas Bescheidenes. Im Vordergrund steht die Musik. Russell füllt mit seinen Meisterklängen den Raum bis in den allerletzten Winkel. Das Konzert erinnert oft an eine Dichterlesung, bei der die größte Aufmerksamkeit des Publikums von dem zwischen den Zeilen Stehenden verlangt wurde. Das kunstvolle Umspielen dessen, was eigentlich gesagt werden soll, ist die große Stärke von Russell. Das zeigt sich bei seinen Ausflügen in das Barock (zwei Choralvorspiele von Johann Sebastian Bach und drei Sätze aus einer Cembalosuite von Georg Friedrich Händel) als auch bei den Kompositionen etwa von Dilermando Reis, William Walton oder Eduardo Falú. Seine Musik hinterließ den Eindruck von feinstem Spitzenwerk, äußerst filigran und zerbrechlich. Kontrapunktisch komplizierte Zusammenhänge, wie Bach sie in seiner Kantate 147 "Jesu bleibet meine Freude" konstruiert hat, stellte er auf diesem Wege ebenso faszinierend dar wie Jazzelemente in Waltons fünf Bagatellen. Ein überaus feinsinniger Abend, bei dem sich Russell für die Begeisterung des Publikums mit drei Zugaben bedankte.

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