Film Ab - Die Kinokolumne: "Side Effects"

Steven Soderbergh ist ein Regie-Chamäleon. Nachdem er für seinen Debütfilm "Sex, Lügen und Video" (1989) als jüngster Regisseur aller Zeiten bei den Filmfestspielen in Cannes die Goldene Palme erhielt, drehte er in den folgenden 24 Jahren 26 Kino- und eine Handvoll Fernsehfilme.

 Depressiv: Emily (Rooney Mara). Foto: Senator Film Verleih

Depressiv: Emily (Rooney Mara). Foto: Senator Film Verleih

Stünde er nicht im Abspann, würde das Publikum Soderbergh nur wenige seiner Werke zurechnen. Zu unterschiedlich sehen sie aus, zu abwechslungsreich sind die Themen, die sie verhandeln. Der 50-Jährige verfolgt anscheinend nur eine klare Linie: keine klare Linie. Soderbergh bedient fast jedes Genre, dreht auf Video, Zelluloid oder Digitalmaterial, mal mit Millionen US-Dollar, mal als Low-Budget-Version. Nun soll damit Schluss sein. Soderbergh hat seinen Abschied vom Regiestuhl angekündigt. In Cannes schließt sich der Kreis: Dort läuft sein (vorerst) letzter Film "Behind the Candelabra", den er fürs Fernsehen gedreht hat. Bereits bei der Berlinale feierte Soderberghs letzter Kinofilm "Side Effects" Premiere, der nun auch in der Region Trier zu sehen ist. "Side Effects" erzählt die Geschichten der depressiven Emily Taylor (Rooney Mara) und ihres Psychiaters Jonathan Banks (Jude Law). Es geht um Mord, Intrigen und die Pharmaindustrie. Soderberghs Vorbild ist klar. Gleich zu Beginn stellt er mit einem Zitat aus Alfred Hitchcocks "Psycho" (1960) die Weichen, wohin die Reise in seinem Thriller gehen soll. An den Rändern abgedunkelte Aufnahmen und überlappender Ton erzeugen eine beklemmende Atmosphäre, die Emilys Innenleben nach außen kehrt. Im Gegensatz zu Hitchcock setzt Soderbergh aber nicht auf Spannung, sondern auf den großen Knall. Durch zwei krude Wendungen verschenkt er sein ganzes Potenzial. Etwas mehr klare Linie hätte "Side Effects" gutgetan. Falk Straub Der Film läuft im Kino Broadway in Trier.

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