Film ab - "Fifty Shades of Schrott"

1,35 Millionen Zuschauer in vier Tagen. In Deutschland schaffte der Film "Fifty Shades of Grey" den besten Kinostart seit dem James-Bond-Film "Skyfall". Kann der Film den großen Erwartungen standhalten?

Ich starre jedenfalls gebannt auf die Leinwand, als das scheue Rehlein Anastasia Steel (Dakota Johnson) bei dem erfolgreichen Geschäftsmann Christian Grey zum Interview für die Unizeitung antritt. Fast zitternd ist sie nicht einmal fähig, die Fragen richtig zu stellen. Der millionenschwere Grey verlegt trotzdem seinen Folgetermin wegen ihr. Was für ein seichter, an den Haaren herbeigezogener Einstieg in einen Film. Gähn!

Wenn schon Inhaltsleere, dann vielleicht mehr Erotik und Sex? Weit gefehlt. Blanke Brüste und Gerekel, mehr gibt es nicht. In einer Szene fragt Anastasia, ihren Mr. Grey mit feuchten Rehäuglein anblickend, ob er nie mit einer Frau schlafe. Er: "Ich schlafe mit niemandem. Ich f*cke hart." Nicht nur ich muss hier lachen, auch andere Kinobesucher kichern. Die Härte kauft man dem farblosen Grey, der von Jamie Dornan gemimt wird, nicht ab. Das mag nicht nur an seiner farblosen Schauspielerei liegen, sondern auch an den flachen Dialogen.

Auch als Stummfilm würde der Streifen nicht gewinnen, denn die Bilder sind unspektakulär gedreht, der Plot ist gähnend langweilig. Da ist es mir fast peinlich, dass der Streifen durchweg von Frauen gemacht wurde. Von sprühender Erotik und SM-Sex keine Spur.

Wenigstens kriegt der Zuschauer Greys "Spielzimmer" zu sehen, in dem er Anastasia zu seiner Sexsklavin machen will. Dort hängen allerlei Schlaginstrumente an der Wand entlang drapiert. Verschiedene Aufhängevorrichtungen und Streckbänke stehen in dem schalldicht gepolsterten Raum. Das Rehlein galoppiert ohne Vorbehalt hinein, lässt Grey die schalldichte Tür hinter sich schließen, obwohl sie ihn gerade erst kennengelernt hat. Unglaubwürdig, aber das fällt nach einigen Minuten gar nicht mehr auf. Gähn!

Liebe ist natürlich dabei, weil das bei einem Frauenfilm ja dazugehört. Nachdem Grey die Studentin zärtlich (!!!) entjungfert hat, verliebt die sich natürlich in den durch Kindheitstraumata gestörten Grey. Der stellt sie seiner Familie vor - als seine Freundin. Allerdings soll Anastasia einen Vertrag unterschreiben, in dem es um Belohnung und Bestrafung, um Analfisting und Vaginalklammern (Schlagen Sie doch bitte diese Begriffe bei Bedarf selbst nach) geht. Da wird die Studentin langsam mutig, sagt, was sie nicht will.

Dann zeigt Anastasia (endlich) Charakter, nachdem Grey sein Rehlein tatsächlich mit einem Gürtel den Popo verhauen hat und sie zitternd vor sich hin weint, obwohl sie es doch selbst wollte, um ihren Liebsten besser verstehen zu können. Da sind sie, die letzten fünf Minuten von 125, die gar nicht so schlecht sind wie der Rest. Sie geht, gibt ihm alle Geschenke zurück, weist ihn resolut zurück. Knallhart, so wie er eigentlich sein sollte.

Ein Film, den die Welt so nicht braucht. Doch Gnade uns Gott, Fortsetzungen werden folgen. Das Gute: Schlechter kann es nicht mehr werden.

Mandy Radics

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