Simmern/Morbach Filmfestival im Hunsrück: Im Autokino um die ganze Welt

Simmern/Morbach · In Simmern im Hunsrück beginnen am 9. August die Heimat Europa Filmfestspiele. Im Mittelpunkt stehen „Orlab dehääm“, Autofilme und die Verleihung eines Edgars. Und auch Hobbyfilmer können sich mit einem selbst gedrehten Kurzfilm an den Filmfestspielen beteiligen.

 Veranstalter,  Sponsoren, Ausrichter und weitere Beteiligte freuen sich vor dem Simmerner Pro-Winzkinos auf die Heimat Europa Filmfestspiele.

Veranstalter,  Sponsoren, Ausrichter und weitere Beteiligte freuen sich vor dem Simmerner Pro-Winzkinos auf die Heimat Europa Filmfestspiele.

Foto: Christoph Strouvelle

Die Corona-Pause für Festivals im Film-Genre wird im Hunsrück durchbrochen: In Simmern findet in diesem Jahr vom 9. August bis zum 6. September mit den Heimat Europa Filmfestspielen das erste analoge Filmfestival dieser Art in Form eines Autokinos statt. Wobei mit analog gemeint ist, dass die Filme nicht gestreamt oder im Internet, sondern vor Ort gezeigt werden. Sehr zur Freude von Edgar Reitz, dem 87 Jahre alten und aus Morbach stammenden Filmregisseur, der mit seiner Filmreihe „Heimat“ den Hunsrück weit über seine Grenzen hinaus bekanntgemacht hat. „Das ist doch das eigentliche Kino: Dort, wo Menschen zusammenkommen und Filme gemeinsam erleben“, sagt er in einer Videobotschaft anlässlich der Pressekonferenz im Simmerner Pro-Winzkino, bei der Festspielleiter Urs Spörri das Programm vorgestellt hat. Insgesamt sind auf dem Rathausplatz in Simmern auf einer 16 mal acht Meter großen Leinwand 39 deutsche und internationale Produktionen zu sehen, sagt er.

 Zur Einstimmung auf die Film-Abende sind dazu insgesamt 21 Live-Auftritte unterschiedlicher Bands geplant. Beispielsweise gibt es einen indischen Abend mit dem von dort stammenden Film „Stern von Afrika“, eingeläutet von der Band Ravi Gauly und Buti mit Musik von indischen Instrumenten oder einen kubanischen Abend mit dem Film „Buena Vista Social Club“ mit der Gruppe Conexion Cubana, die im Juli 2019 im Trierer Brunnenhof gespielt haben. Diese Filme laufen unter dem Motto „Orlab dehääm – mit dem Kino um die Welt“. Insgesamt basiert die Programmstruktur auf fünf Säulen, erklärt Spörri. Neben „Orlab dahääm“ hat sicherlich der Wettbewerb um den mit 1500 Euro dotierten Edgar, benannt nach dem Regisseur, eine über die Region hinausgehende Bedeutung. Insgesamt acht moderne Heimatfilme, wie die Macher des Festivals das Genre nennen, um es von althergebrachten Heimatfilmen zu unterscheiden, stehen hier zur Auswahl. Mit dabei ist der Film „Live“, der laut Spörri im Januar noch Science Fiction gewesen ist, jetzt aber schon als Heimatfilm gilt. Regisseurin Lisa Charlotte Friederich, die bereits 2016 das Drehbuch dazu geschrieben hat, geht darin der Frage nach, wie unsere Gesellschaft aussehen könnte, wenn es auf einmal zu einem Lockdown käme, mit Kontaktverboten, geschlossenen Supermärkten, Schulen und ohne kulturelle Veranstaltungen. „Es ist mir vorgekommen, als wären wir im eigenen Film“, sagt Produzentin Rike Huy zu den Einschränkungen der aktuellen Corona-Pandemie. Die Schauspielerin Katja Riemann ist alleinige Jurorin für die erstmalige Verleihung des Edgar.

Die weiteren Bausteine sind Kurzfilmwettbewerbe für Jugendliche und Erwachsene, in denen während der vorgegebenen Maximallänge von sieben Minuten die Begriffe Orlab dehääm, Corona, Hunsrück, Familie und Klöße vorkommen müssen, eine vier Filme umfassende Hommage an Edgar Reitz sowie die elf Filme umfassende Reihe Auto.Kult.Filme, die dem Autofan Urs Spörri offensichtlich besonders am Herzen liegt.

Kulturminister Konrad Wolf hat sich in seiner Ansprache mit dem „nicht immer einfachen Begriff Heimat“ befasst. „Moderne Heimatfilme sind eine Erweiterung des Kulturerlebnisses“, sagt er. Mit den Heimat Europa Filmfestpielen sei der Gedanke verbunden, auch diesem Festival eine Heimat zu geben. „Hier ist die Heimat der Heimat-Filme“, sagt er über Simmern als Veranstaltungsort Aus dem Budget des Kultursommers wird die Veranstaltung mit 35 000 Euro gefördert. 50 000 Euro schießt die Stadt Simmern als Veranstalter hinzu, sagt Stadtbürgermeister Andreas Nicolay. Der Begriff Heimat werde in Simmern gepflegt, sagt er. Die Stadt wolle in die Region ausstrahlen und Beziehungen zu anderen Orten herstellen, sagt er. „Das Autokino ist unabhängig von der Pandemie“, sagt Wolfgang Stehmann vom Pro-Winzkino, das die Festspiele für die Stadt ausrichtet. Im Autokino, dem „dritten Saal des Pro-Winzkinos“  auf dem Simmerner Rathausplatz fänden bis zu 200 Autos Platz, zuzüglich einiger Sitzplätze in den vorderen Reihen.

Detaillierte Infos zum Programm der Heimat Europa Filmfestspiele gibt es im Internet unter www.heimat-europa.de. Der Vorverkauf beginnt am 22. Juni.

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