Flammen, Kitsch und Discofox

Trier · Nein, man kann nicht sagen, dass Andrea Berg ihrem Publikum nicht viel böte. Zwar setzen sich ihre Texte bloß aus dem kleinen Wörterbaukasten für Schlager zusammen (Gefühl, Nacht, Herz, Engel, Paradies, Sterne, Feuer, Träume, Liebe), und auch musikalisch werden nur selten die Discofox-Pfade verlassen. Die Show, die sie am Sonntag in der Arena präsentierte, ist jedoch aufwendig.

 Seit Jahren ein Garant für volle Hallen: Andrea Berg bietet ihren Zuschauern in Trier eine aufwendige Show mit einem Bühnenbild a lá Phantasialand. TV-Foto: Christian Jöricke

Seit Jahren ein Garant für volle Hallen: Andrea Berg bietet ihren Zuschauern in Trier eine aufwendige Show mit einem Bühnenbild a lá Phantasialand. TV-Foto: Christian Jöricke

Foto: Christian Jöricke (chj) ("TV-Upload J?ricke"

Trier. Die Bühne sieht aus wie eine frühere Attraktion aus dem "Phantasialand". Ein meterhoher Kunststoffdrache windet sich vom Hintergrund bis weit in die Halle hinein. Zu Konzertbeginn steht Andrea Berg wie dessen Bezwingerin auf dem Kopf des zuweilen feuerspeienden Drachens, auf seinem Rücken geht es hinunter auf die Bühne, und der Schwanz bildet einen Steg ins Publikum.
Zum zweiten Song "Piraten wie wir", der bereits thematisch nicht mehr zur Kulisse passt, gibt es erstmals Flammenfontänen, und Tänzer lassen Fackeln kreisen. Bei Lied Nummer drei "Das hat die Welt noch nie gesehen" werden Alustreifen in die Luft geschossen, was die Welt allerdings durchaus schon Mal gesehen hat.
Die übrigen Show-Elemente orientieren sich an Kindermusicals: Eine Tänzerin stellt einen Schmetterling dar, Trierer Grundschüler in Drachenkostümen dürfen einmal winkend über die Bühne gehen und ihren Namen sowie ihr Alter sagen, und Andrea Berg wird zu Beginn der zweiten Hälfte auf einer Schaukel in die Halle gezogen. Dieser Kitsch verfehlt seine Wirkung nicht.
Das Gefühl, ganz nah zu sein


Die erfolgreiche Sängerin, die seit 2003 mit jedem ihrer Alben auf Platz eins gelandet ist, kommt bei Konzerten aber vor allem deshalb so gut an, weil sie ihren Fans das Gefühl vermittelt, ihnen ganz nah zu sein. Immer wieder - auch während Stücken - ruft sie scheinbar gezielt "Huhu" oder "Hallöchen" zu Besuchern. Wegen der Nähe singt sie auch kurz vor Schluss direkt vor der Gegentribüne, ehe sie durch die Menge für ihren wohl größten Hit "Du hast mich tausendmal belogen" wieder auf die Bühne zurückkehrt.
Zwei Überraschungen bietet das Konzert in der mit 6000 Zuschauern ausverkauften Arena. Zum einen ist DJ Bobo, der ihr aktuelles Album "Seelenbeben" mitproduziert hat, zu Gast. Zum anderen wählt sie für ein Duett bei "Wenn du willst" einen fabelhaften Besucher aus.
Oli Michel, 23, aus Trier entpuppt sich als sympathische Rampensau und wird sogar zu einer Zugabe aufgefordert. "Oli, du bist eine Granate!", findet auch Berg.
Ein Konzept hat das insgesamt dreistündige Programm, bei dem Andrea Berg über drei Dutzend Titel singt und sich auch mehrmals umzieht, nicht. Zwischendurch gibt die 50-Jährige sogar Schlaflieder und Neue-Deutsche-Welle-Songs zum Besten. Es kann aber keiner sagen, sie habe ihrem Publikum nicht viel geboten.

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