Fließende Bewegungen, leuchtende Augen

Luxemburg · Während draußen Herbstnebel aufzieht und die Tage grauer werden, bringen die "rainy days" der Luxemburger Philharmonie Farben und Experimente ins traditionelle Konzertleben. An zwei Wochenenden stand diesmal die Kommunikation zwischen Akteuren und Publikum im Zentrum der Neue-Musik-Konzertreihe.

Luxemburg. Mit Berhard Günther, dem künstlerischen Leiter der "rainy days", sprach TV-Redakteur Martin Möller über das kleine Festival. "talk to each other" hieß das Motto der diesjährigen "rainy days". Es ging also um Kommunikation im Konzert. Ist dieses Konzept aufgegangen?Bernhard Günther: Mein Eindruck nach vier Publikumsgesprächen und vor allem nach dem Schlusskonzert "Sprechstunde" am Sonntag war: Noch nie wurde so viel kommuniziert wie in diesem Jahr. Es gab intensive Gespräche, die über den ansonsten in Konzertpausen verbreiteten Smalltalk deutlich hinausgingen. Noch nie kamen so viele Besucher nach den Konzerten zu mir, wollten reden und auch danken. Und kaum je war ein Publikumsgespräch so angeregt wie nach der Talkshow mit Johannes Kreidler und dem Ensemble Lucilin. Ich denke, gerade bei ungewöhnlichen Konzerten ist es notwendig, dem Publikum zu zeigen, dass es die Möglichkeit zum Gespräch gibt.Findet das Gespräch denn nur in den Pausen statt oder schlägt sich Kommunikation auch in der Struktur der aufgeführten Musik wider?Günther: Einer der Auslöser für die Programmgestaltung in diesem Jahr war ja gerade, dass in den vergangenen Jahren einige jüngere Komponisten wie der Norweger Trond Reinholdtsen oder Johannes Kreidler das Reden über ihre Musik quasi mitkomponieren und als Performance ins Konzert einbeziehen. Was war für Sie Höhepunkt der rainy days?Günther: Für mich und viele Besucher war das Konzert des Orchestre Philharmonique du Luxembourg mit Untertiteln sicherlich ein Höhepunkt, insbesondere das Stück von Clemens Gadenstätter. Für Musiker, Komponisten und Publikum war die "Sprechstunde" eine besondere Begegnung - selten kommen sich Ausführende und Hörer in einer öffentlichen Veranstaltung so nahe. Und ein dritter Höhepunkt war bei "Oskar Serti geht ins Konzert" der Moment, wo die Instrumentalisten in Vitrinen spielten und die Besucher an ihnen vorbei durchs Foyer spazierten - ein Publikum in fließender Bewegung und mit vielen leuchtenden Augen. mö

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