Fohlen auf dem Sprung

Luxemburg · Anspruch und Party, das müssen keine Feinde sein, findet die britische Band Foals: Ihr mal tanzbarer, mal sperriger Dance/Funk/Rock/Post-Punk - was auch immer - hat im vollen Atelier auf ganzer Linie funktioniert.

Luxemburg. Travis Bean ist vor zwei Tagen gestorben, mit gerade mal 63, aber das hat kaum jemand mitbekommen. Bean war ein legendärer Gitarrenbauer. Aluminium war sein Material. Kalt, leicht, mit einem Ton, der ewig durchhielt. Aber es blieb immer eine Nische. Gitarristen folgen lieber dem Holzweg.
Das gilt nicht für Yannis Philippakis, Frontmann der Oxforder Band Foals. Er spielt an diesem Abend im heißen Luxemburger Atelier nur die seltenen Alu-Gitarren von Bean, wie sonst auch. Manchmal hängen sie nur knapp unterm Kinn. Auch den 25-Jährigen und seine vier Kollegen könnte man in einer Nische vermuten: Was Foals auf den bisherigen beiden Alben und auf der Bühne fabrizieren, ist für Fastfood-Hörer zu sperrig, zu frickelig, gelegentlich auch bedrohlich. Mal hört man deutliche Anleihen bei Steve Reich, einem Wegbereiter der in den vergangenen Jahren wiederentdeckten Minimal Music. Mal gibt\'s Funk-Gitarren- und Percussion-Gewitter. Damit sind die "Fohlen" ziemlich genau das Gegenteil von den Radio-Milows-und-Brunos der Gegenwart: Wenn man nicht zuhört, nervt\'s schnell gewaltig.
Aber das ist natürlich live kein Thema. Zumal die Briten vor den knapp 1000 Zuschauern zwar erwartungsgemäß wortkarg, dafür aber umso unterhaltsamer während der Songs sind - und nicht nur wegen der Klettertouren auf die Boxen. Da gibt es in den knapp anderthalb Stunden Höhepunkte wie "Spanish Sahara" vom neuen Album "Total Life Forever" oder - als letztes Stück - das mitreißende "Two Steps, Twice", mit dem die Band vor drei Jahren die Tanzflächen der Indie-Clubs in helle Aufregung versetzte. Das klappte beim überwiegend jungen Publikum in Luxemburg auch am Montag.
Das Konzert war vom Innenhof der Abtei Neumünster ins Atelier verlegt worden. Heute steht in der Abtei Neumünster aber ein Open Air mit PJ Harvey an. Zeitgleich spielt Prince in der Rockhal Esch (für beide Konzerte gibt\'s noch Karten).
Und was ist bei Foals noch möglich? Ob die Band eine Nummer größer werden kann, wird sich zeigen. Wohl schon im Winter, dann gehen sie mit den Red Hot Chili Peppers auf Europa-Tour. Das Potenzial ist zweifellos da.

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