Prominente Der französische Elvis

Paris · Frankreich trauert um Johnny Hallyday. Die Rocklegende stand für die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte.

 Johnny Hallyday  spielt am 6. Mai 1965 in Offenburg während seines Militärdienstes bei der französischen Armee Gitarre. Mit 74 Jahren ist er nun gestorben.

Johnny Hallyday  spielt am 6. Mai 1965 in Offenburg während seines Militärdienstes bei der französischen Armee Gitarre. Mit 74 Jahren ist er nun gestorben.

Foto: dpa/Lind

„Wir haben alle etwas von Johnny Hallyday.“ Um 3.10 Uhr in der Nacht schickte Emmanuel Macron sein Beileidsschreiben heraus, das mit diesem Satz begann. Laeticia, die Frau des Sängers, hatte den Präsidenten persönlich über den Tod des 74-Jährigen informiert. Der Rocker war in der Nacht zu Mittwoch an Lungenkrebs gestorben und hatte damit ein ganzes Land in Trauer gestürzt. Fast sechs Jahrzehnte hatte „Johnny National“ Musik gemacht. Generationen von Franzosen rockten zu seinen Gitarrenklängen und seiner dumpfen Stimme. Als Kind einer allein erziehenden Mutter, aufgewachsen bei einer Tante, lebte er die französische Variante des amerikanischen Traums. Einer, der von ganz unten kam und trotz seines Erfolgs nicht die Bodenhaftung verlor. Vier Ehen, zahlreiche Liebesgeschichten, Krankheiten, Alkohol- und Drogen­exzesse: all das bot der Liebling der Boulevard-Blätter seinen Landsleuten. Dabei war Johnny Hallyday ein lebendes Zeugnis der Geschichte Frankreichs: Von dem Rock’n’Roll der 1960er Jahre bis zu jenem Tag im Januar 2016, als der Musiker zum ersten Jahrestag der Anschläge auf „Charlie Hebdo“ seine Hommage an die nationale Einheit besang – „un dimanche de janvier“. Sein Auftritt an der Seite von Präsident François Hollande auf dem Platz der Republik war die Würdigung einer Karriere, die Jean-Philippe Smet, wie Hallyday eigentlich hieß, in den 1960er Jahren begann. Er kam schon als Kind über seine Tante mit dem Showbusiness in Kontakt. Deren Mann gründete das Tanztrio „The Hallidays“, das ihm die Idee zu seinem Künstlernamen gab. 1960 landete er  – noch minderjährig – mit „Souvenirs“ seinen ersten Hit. Es folgten seine goldenen Jahre, in denen der gefeierte Jung1star den Franzosen den Rock’n’Roll näherbrachte. Danach kamen Blues und französische Schnulzen wie „Que je t’aime“. Mehr als 100 Millionen Platten verkaufte der „französische Elvis“.

Als seine erste Frau Sylvie Vartan, mit der er einen Sohn hat, 1969 die Trennung wollte beging der Sänger einen Selbstmordversuch. 40 Jahre später war er dem Tod erneut nah, als er nach einer Bandscheibenoperation ins Koma fiel. „Als ich das erste Mal tot war, gefiel mir das nicht. Deshalb bin ich zurückgekommen“, sagte er hinterher über diese Erfahrung.

 ARCHIV - Der französische Rockstar Johnny Hallyday am 26.01.2004 in Paris, Frankrteich, auf dem Weg zu einer Trauerfeier für den Schauspieler Holgado. Der französische Sänger und Schauspieler Johnny Hallyday ist tot. Der 74-jährige starb an dem Folgen einer Krebserkrankung, wie die Agentur AFP unter Beruufung auf eine Mitteilung seiner Frau Laeticia berichtete. (zu dpa «Johnny Hallyday gestorben» vom 06.12.2017) Foto: epa Niviere-Aslan/SIPA/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

ARCHIV - Der französische Rockstar Johnny Hallyday am 26.01.2004 in Paris, Frankrteich, auf dem Weg zu einer Trauerfeier für den Schauspieler Holgado. Der französische Sänger und Schauspieler Johnny Hallyday ist tot. Der 74-jährige starb an dem Folgen einer Krebserkrankung, wie die Agentur AFP unter Beruufung auf eine Mitteilung seiner Frau Laeticia berichtete. (zu dpa «Johnny Hallyday gestorben» vom 06.12.2017) Foto: epa Niviere-Aslan/SIPA/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Foto: dpa/epa Niviere-Aslan

Trotz seiner nicht immer anspruchsvollen Liedtexte war Johnny ein Phänomen, das von allen Gesellschaftsschichten verehrt wurde. Auch Politiker jeder Couleur standen dem Idol nahe: so traute Nicolas Sarkozy als Bürgermeister den Sänger 1996 mit dem Model Laeticia, mit der er bis zuletzt zusammen war. Jacques Chirac, den er im Wahlkampf unterstützte, machte ihn später zum Ritter der Ehrenlegion. Die Nationalversammlung zollte dem Sänger, der 2009 mit seiner Steuerflucht ins schweizerische Gstaad Aufsehen erregte, stehende Ovationen. Seine höchste Ehrung könnte Hallyday nun mit einem Staatsakt erfahren. „Johnny Hallyday gehört zu den französischen Helden“, sagte Macron. Er hatte den Rocker mit den Tätowierungen, den gefärbten Haaren und den mit Kajal umrandeten Augen im Sommer noch auf der Bühne erlebt. Damals wusste der Sänger bereits von seiner Krebs­erkrankung. Johnny, der so viele Krisen überstand, schien mehrere Leben zu haben. Deshalb hofften seine Fans, die in den vergangenen Tagen vor seinem Haus in der Nähe von Paris ausharrten, dass er auch den Lungenkrebs überstehen würde. „Wir hatten die Überzeugung, dass er unbesiegbar ist“, sagte Emmanuel Macron. Doch seinen letzten Kampf hat Johnny Hallyday verloren.

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