Frei von Kitsch und Rührseligkeit

Luxemburg · Altbekanntes als neues Hörerlebnis haben das Pittsburgh Symphony Orchestra unter seinem Dirigenten Manfred Honeck und der Geiger Nikolaj Znaider in der Philharmonie präsentiert. Den etwa 1000 Zuhörern gefiel es, wie der begeisterte Applaus bestätigte.

 Musik als Gemeinschaftsarbeit: Geiger Nikolaj Znaider und Dirigent Manfred Honeck harmonieren in Luxemburg perfekt. Foto: Philharmonie/Sébastien Grébille

Musik als Gemeinschaftsarbeit: Geiger Nikolaj Znaider und Dirigent Manfred Honeck harmonieren in Luxemburg perfekt. Foto: Philharmonie/Sébastien Grébille

Luxemburg. Ein Abend voller Inspiration und neuer Horizonte: Mit seinem Dirigenten Manfred Honeck war das traditionsreiche Pittsburgh Symphony Orchestra zu Gast in der Luxemburger Philharmonie. Als Solist stand Nikolaj Znaider auf der Bühne. Auch wenn der 1975 geborene Däne als einer der besten Geiger dieser Zeit gilt - einer, der Pirouetten um die eigene Person dreht, ist er nicht. Musik ist für Znaider Gemeinschaftsarbeit. Eindrucksvoll entwickelte er in Sibelius\' Violinkonzert in d-Moll, op. 47, in Rede und Gegenrede mit dem Orchester seinen Geigenpart aus dem zusammenhängenden Ganzen der Komposition. Der Geiger ist gleichermaßen ein brillanter Techniker wie Analytiker. Seine herrliche Geige, eine Guarneri von 1741, lässt er geradezu betörend singen, tragfähig und ernst klingt sie in den tiefen Lagen.
Znaider als Herr des Verfahrens


Znaider spielt mit wunderbarem Klangsinn, empfindsam, aber nie sentimental. Hingebungsvoll musiziert er und bleibt dennoch Herr des Verfahrens. Kraftvoll und eindringlich, aber mit schlankem Strich und intelligenten Phrasierungen machte der Geiger das tausendfach gehörte, technisch mörderische Stück zur neuen faszinierenden Hörerfahrung.
Zumindest spannend wurde es auch bei Peter Tschaikowskys Symphonie Nr.5 in e-Moll, op. 64. Manfred Honeck schien wild entschlossen, die Symphonie von jedwedem Verdacht auf Kitsch und Rührseligkeit zu befreien. Dabei kam ihm der typisch amerikanische, metallene, bisweilen stahlharte Orchesterklang der Pittsburgher entgegen. Dirigent und Orchester gaben das Stück als kontrastreiches Klangbild aus Lyrik und heroischem Getöse. Dabei ging es durchaus handfest zu. Ein Tschaikowsky der anderen Art war das: flott, zuweilen grell, auf jeden Fall staubfrei.
Mit einer Neuentdeckung hatte der Abend begonnen. Die düstere, sensibel musizierte musikalische Warnung "Silent Spring" des amerikanischen Komponisten Steven Stucky aus dem Jahr 2011 richtet sich gegen Umweltzerstörung und -verseuchung mit Giften. Nach Fukushima und nicht endenden Katastrophen ein berechtigtes Anliegen. er

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