Freibeuter auf Weltreise

Trier · Sie sind die musikalische Überraschung des Jahres: Mit Seemannsliedern hat die Gruppe Santiano die Hitparaden gestürmt. Jetzt geht die Band auf Tournee und ist am Samstagabend in Trier vor Anker gegangen.

 Männer mit Bärten: Hans-Timm Hinrichsen (links) und Björn Both gehen mit Santiano auf Kaperfahrt. TV-Foto: Daniel John

Männer mit Bärten: Hans-Timm Hinrichsen (links) und Björn Both gehen mit Santiano auf Kaperfahrt. TV-Foto: Daniel John

Trier. "Die kürzeste Weltreise, die ihr machen werdet", hat Santiano-Sänger Björn Both dem Publikum versprochen. Und tatsächlich: Nach gerade einmal zwei Stunden ist das Konzert inklusive Pause und zwei Zugaben vorbei. "Wir haben noch nicht so viele Stücke, wir sind ja eine junge Band", meint der Frontmann fast entschuldigend und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: "wie man sieht". Denn eine Teenager-Boygroup sind Both (Jahrgang 1965) und seine Kollegen wahrlich nicht mehr. Doch als Band haben sich die "Jungs" aus Norddeutschland erst im vergangenen Jahr zusammengefunden und dann überraschend die Hitparaden gestürmt. Gut 600 Besucher sind gekommen, um die Mischung aus Folk, Schlager und Rock live zu erleben.
Passend zu den Seemannsliedern ist die Bühne mit einem Schiff dekoriert und musikalisch bedient sich die Santiano-Besatzung bei ihrer Weltumsegelung auf allen Kontinenten.
Zwei Seemannsbräute an Bord


Pete Sage spielt auf seiner Geige irische Melodien und Rhythmen aus den Südstaaten der USA, Björn Both entlockt seinem Didgeridoo fremdartige Klänge.
"Alle, die mit uns auf Kaperfahrt fahren, müssen Männer mit Bärten sein", hieß es zwar im ersten Lied des Konzerts, doch damit nehmen es Santiano nicht so genau. Längst nicht alle tragen einen solchen Rauschebart wie Hans-Timm Hinrichsen. Unter die ursprünglich rein männliche Crew haben sich sogar zwei "Seemannsbräute" gemischt: Olga Telnow am Keybord und Sängerin Synje Norland, die mit ihrem langen weißen Kleid auch optisch einen Kontrast zu den harten Kerlen liefert.
Das Publikum liebt die Vielfalt der Stile: "Das ist mal etwas anderes", finden Birgit Burg aus Saarburg und Marga Houdremont aus Luxemburg, die sonst so Unterschiedliches wie die Toten Hosen, Unheilig oder Andrea Berg hören.
Auch Besucher von der Küste sind im Saal: Sylvia und Thomas Heiden-Harz sind aber nicht mit dem Segelboot von Stralsund nach Trier geschippert. "Wir verbringen unseren Urlaub an der Mosel", sagen sie.
Eine Weisheit gibt Both dem Publikum mit auf den Weg: "Gott behüte uns vor den Flauten, mit den Stürmen des Lebens werden wir schon selbst fertig." Mit den Beifallsstürmen sowieso. daj

Extra

Das Lied Santiano besingt im englischen Original den mexikanischen General Antonio López de Santa Anna (1794-1876). Aufgenommen wurde es 1928 von Jimmy Cronin und William Fender, später von Odetta (1954), dem Kingston Trio (1958) und den Highwaymen (1960). Ein großer Hit wurde es in Frankreich mit Hugues Aufray (1961). 50 Jahre später nahmen die Marins d\\'Iroise diese Version neu auf. Dann erst wurde es ins Deutsche übertragen. daj

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