Freude ohne Götterfunken

Trier · Das 7. Trierer Sinfoniekonzert mit Musik von Beethoven, Rota und Weber beantwortet die Frage nach dem neuen Generalmusikdirektor noch nicht.

Trier Es geht an diesem Donnerstagabend beim 7. Sinfoniekonzert im ausverkauften Großen Haus nicht nur um den Konzertgenuss, sondern auch und vor allem um die Zukunft der Musiksparte des Theaters Trier. Diese Spannung ist beim Publikum und den Künstlern deutlich zu spüren, als Roman Brogli-Sacher an das Dirigentenpult tritt. Er ist der zweite von drei Final-Kandidaten für das Amt des neuen Generalmusikdirektors (GMD) und tritt zum Probedirigat vor Publikum und Auswahlkommission an (der TV berichtete).
Den Auftakt macht Carl Maria von Webers Ouvertüre zur Oper "Euryanthe", es beginnt lyrisch-dramatisch. Zunächst findet das Philharmonische Orchester der Stadt Trier noch nicht vollends zueinander, die leichten Unstimmigkeiten harmonisieren sich aber bis zum hymnisch jubelnden Schluss. Sachlich und unaufgeregt ist Brogli-Sachers Stil, technisch sicher über alle Zweifel erhaben.
Dann folgt das 2. Konzert für Violoncello und Orchester in G-Dur des Italieners Nino Rota (1911-1979), der für seine Filmmusik ("Der Pate") weltberühmt wurde, aber auch als klassischer Komponist reüssierte. Die Musik macht es dem Hörer leicht, verharrt aber nicht in hübscher Oberflächlichkeit sondern beschert durchaus einige ergreifende Momente. Wer mehr cineastischen Touch erwartet hatte, findet diesen jedoch nicht, die Musik ist "klassizistisch" (Musikdramaturg Peter Fröhlich).
Brogli-Sacher drängt sich nicht in den Vordergrund, ist allerdings sehr beim Orchester, das langsam Spannung aufbaut. Als Solist am Cello spielt Norbert Anger, der schon in jungen Jahren zahlreiche Preise einheimste und mit renommierten Orchestern weltweit konzertiert. Mit aller Hingabe und hoher Virtuosität - sowohl solo, als auch in Verbindung mit dem Orchester - meistert Angerer die Partie vorzüglich und schenkt den Zuhörern mit einer kleinen Bach-Suite noch eine Zugabe. Sehr freundlicher, langer Applaus begleitet die Künstler dann in die Pause. Zum Abschluss gibt es Beethoven, diesmal seine zweite Sinfonie, die schon eine Ahnung von des Meisters eigener Stilistik vermittelt. Der ertaubende Komponist ist um das Jahr 1800 noch voller Hoffnung geheilt zu werden, diese positive Haltung spiegelt auch die Musik schon im Adagio und Larghetto. Und jetzt sind auch Dirigent und Orchester voll da, die Nerven gespannt. Das Scherzo, von Beethoven erstmalig an Stelle eines Menuetts gesetzt, erinnert an Wiener Klassiker und wird lebhaft ausmusiziert, bevor die Sinfonie im Allegro Molto kulminiert. Beethovens Werk wiederum findet seinen Kulminationspunkt ja in seiner 9. Sinfonie mit der berühmten "Ode an die Freude"; indes will der Götter-Funke in diesem Konzert noch nicht so recht zwischen Bühne und Zuschauerraum überspringen.
Die Freude über das Gebotene belohnt die Philharmoniker und Gast-Dirigent Roman Brogli-Sacher aber mit langem und kräftigem Applaus. Der Wettstreit um den GMD-Posten bleibt weiter spannend.

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