Frischer Wind aus dem Norden

TRIER. (ae) Frischen nordischen Wind brachten der finnische Gitarrist Kalle Kalima und sein Trio Klima Kalima in die Reihe der Donnerstagabend-Konzerte des Jazz-Clubs Trier im kleinen Saal der Tufa.

 Der finnische Gitarrist Kalle Kalima mit seinem Trio Klima Kalima begeisterte mit kreativem Jazz. Foto: Anke Emmerling

Der finnische Gitarrist Kalle Kalima mit seinem Trio Klima Kalima begeisterte mit kreativem Jazz. Foto: Anke Emmerling

Die Musiker begeisterten mit abwechslungsreichem Sound und der Umsetzung vielfältiger Inspirationen. Wer das mindestens halbstündige Warten bis zum verspäteten Veranstaltungsbeginn überstanden und sich mit rhythmischer Ergänzung der ersten Musikstücke auf der Bühne durch das Auf und Zu der Saaltür, dank noch später eintröpfelnder Gäste, abgefunden hatte, erlebte im kleinen Saal der Tufa einen schönen Abend. Diesmal sogar mit freiem Blick auf die Bühne, da erfreulich wenig blauer Dunst aufstieg. Der hätte ohnehin keine Chance gegen den frischen Wind des sympathischen, vor fünf Jahren in Berlin gegründeten Trios um den finnischen Gitarristen Kalle Kalima gehabt, das von Jazz-Club-Chef Helmut (Daisy) Becker letztes Jahr beim Saarbrücker Jazzfestival entdeckt und eingeladen worden war. Kalle Kalima (Gitarre), Oliver Potratz (Bass) und Oliver Steidle (Schlagzeug) spielten kreativen, stark rhythmisch und von elektronischem Gitarrensound geprägten Modern Jazz. Melodiekürzel mit Ohrwurmcharakter bildeten Leitmotive, aus denen sich ein stimmig strukturierter Wechsel sanfter Sequenzen mit melancholischen Untertönen zu fetzigen, geradezu rockigen Stücken entwickelte. Mitreißende Temperamentsausbrüche in atemlosem Galopp wurden von in sich ruhenden, wie bedächtiger Pulsschlag wirkenden Rhythmen ausgeglichen. Sympathie weckte die Unbefangenheit, mit der hier unterschiedlichste Inspirationen umgesetzt wurden. Schön schräger Tango neben freier Interpretation von Balkan-Folklore, die Atmosphäre aus James-Bond-Filmen neben melancholischen Blicken auf Helsinki, das alles gewürzt mit großen Prisen musikalischen Humors. Zum Beispiel in einem Stück um die Begegnung mit einem "schrägen Typen" in einer Bar in Brooklyn, dessen Intro amerikanischen Mainstream-Gitarrensound persiflierte, um danach aus Jimi-Hendrix-Anklängen in Improvisationen aufzubrechen, die so klangen wie der Charakter des Beschriebenen. Nicht nur Kalima schöpfte den Sound seines Instrumentes mit technischen Spielereien und Verfremdungen aus, auch Potratz und Steidle setzten Akzente. Der Bassist griff häufiger zum Bogen und verlieh der schlagorientierten Musik Weichheit. Drummer Steidle variierte mit Percussion-Instrumenten und Handflächen. Das kurzweilige Konzert endete mit Heiterkeit, als Kalima ein "finnisches Volkslied" ankündigte, das Jazz-Traditional "Summertime".

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