Frischzellen fürs Gehör

Trier · Fein abgestimmtes Schlagzeug, eine "Musik der Betriebssysteme", "Salome-Extrakte" für eine Sängerin und im Zentrum Messiaens "Quartett auf das Ende der Zeiten" - das diesjährige Opening-Festival in der Trierer Tufa verspricht ein Magnet zu werden für alle, die nicht auf ihren Ohren sitzen wollen.

Trier. Kulturdezernent Thomas Egger atmete rhetorische Höhenluft. "Ein Kleinod" sei das Opening-Festival. Und Bernd Bleffert, mit Thomas Rath künstlerischer Leiter, ergänzte: Man wolle Brücken bauen - zwischen den Kunstgattungen, zwischen den Kulturen, zwischen Gewohntem und Experiment und zwischen den Generationen. Im Mittelpunkt des 13. Openings, das vom 1. bis zum 3. Februar in der Tufa stattfindet, steht Olivier Messiaens "Quartett auf das Ende der Zeiten". Das Ensemble Praesenz/infinitas spielt mit ihm ein Schlüsselwerk der Moderne - eine apokalyptische Vision, die nicht Katastrophenstimmung, sondern Erlösungsgewissheit verbreitet. Messiaen fand für diese Musik die Formel vom "theologischen Regenbogen". Zentrales Instrument des diesjährigen Openings ist indes die japanische Koto, eine Art Zither, die nicht nur die japanische Tradition repräsentiert, sondern aufgrund ihrer Stimmung schon früh Grundlage wurde für fernöstlich-europäische Klangexperimente. Die japanischen Künstlerinnen Naoko Kikuchi (Koto) und Yumi Kimachi (Klavier) werden den westöstlichen Spagat vorstellen. Außerdem bietet das Opening zwei Workshops für Kinder mit traditioneller und neuer Kotomusik an.
Improvisation mit Stimme


Langweilig wird es auch bei den übrigen Veranstaltungen sicher nicht. Das Schlagquartett Köln demonstriert die melodischen Qualitäten des Schlagzeugs. Sängerin Marianne Schuppe stellt sich den Herausforderungen von Morton Feldmans "Three Voices", gleichfalls ein Klassiker der Moderne. Jaap Blonk, Dirk Marwedel und Michael Vorfeld improvisieren mit Stimme, Saxophon und Glühlampen eine "Musik der Betriebssysteme". Auch Christina C. Messners "Salome-Extrakte" für eine Sängerin und die Performance-Aktionen von Kunsu Shim und Gerhard Stäbler dürften sich als Frischzellen fürs Gehör erweisen. Und wenn das Trio Praesenz/blanc zum Festivalabschluss unter anderem Haydns Zigeuner-Klaviertrio spielt, ist das vor allem Reverenz an einen frühen Avantgardisten, der mit seinen Klaviertrios Neuland besetzte.
Selbstverständlich gehört zu einem Festival, das "Aktuelle Klangkunst" im Untertitel führt, auch eine Ausstellung. Vom 1. bis zum 22. Februar zeigen Helmut Lemke, Michael Vorfeld, Thomas Rath, Bernd Bleffert und Kunsu Shim Licht- und Klanginstallationen. Außerdem finden weitere Workshops zu Neuer Musik statt.

Extra

Freitag, 1. Februar: 19 Uhr: Schlagquartett Köln - schlagfertig mit Feinabstimmung 20.30 Uhr: Morton Feldman, Three Voices - ein ornamentales Stimmengeflecht 22 Uhr: "Musik der Betriebssysteme" - improvisierte Musik mit Glühlampen, Stimme und erweitertem Saxofon. Samstag, 2. Februar: 18 Uhr: Messiaen, Quartett auf das Ende der Zeiten - ein Meilenstein des 20. Jahrhunderts 19.30 Uhr: Christina C. Messner: "Salome-Extrakte" - inszeniertes Solo für eine Sängerin 21 Uhr: Kunsu Shim + Gerhard Stäbler: "Moving Bodies" - Performance-Stücke Sonntag, 3. Februar: 17 Uhr: Musik für Koto und Klavier - ein japanisches Konzert 18 Uhr: Positionen eins Trios - das Abschlusskonzert Opening für Schüler: 1. Februar: 10 Uhr: Neue Musik für Kinder (Grundschule) 12 Uhr: Messiaen, "Quartett auf das Ende der Zeiten" (Oberstufe) 2. /3. Februar: Jeweils 10 Uhr: Workshop für Kinder, Traditionelle und Neue Kotomusik. Eine Einführung mit Naoko Kikuchi (Anmeldung erforderlich: 0651/7182412) 1. bis 22. Februar: Ausstellung internationaler Klangkunst mö Karten: TV-Service-Center Trier, Bitburg und Wittlich, TV-Tickethotline 0651/7199-996 www.volksfreund.de/tickets

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