Frivoles Vergnügen mit leisen Untertönen

Trier · An ein anspruchsvolles Stück hat sich das Tufa-Musical-Team gewagt - und es ist geglückt: Im ausverkauften großen Saal überzeugten die 33 Darsteller in der Premiere von "Cabaret" mit tollen Tänzen und Gesang.

 Das Cabaret ist ihre Welt: Sally Bowles (Katharina Scherer, Mitte) singt und tanzt mit dem Klub-Ensemble. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Das Cabaret ist ihre Welt: Sally Bowles (Katharina Scherer, Mitte) singt und tanzt mit dem Klub-Ensemble. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. "Willkommen, bienvenue, welcome ..." Conférencier Dietmar Kruppert begrüßt sein Publikum im Kit-Kat-Klub per Handschlag, singt, tanzt - alles doppeldeutig und frivol. Dabei hält Kruppert stets Augenkontakt mit den Gästen, scheint mit jedem der 250 Gäste in der ausverkauften Trierer Tuchfabrik zu flirten. Umso erstaunlicher, dass er, wie die Hälfte des Ensembles im Alter zwischen 16 und 30 Jahren, neu ist im Musicalteam, das John Kanders und Fred Ebbs Musical "Cabaret" auf die Tufa-Bühne bringt. Kurz sind die Kleidchen der Tänzer, die um Kruppert herumschwirren, zeigen mehr Haut, als sie verdecken. Bis zu 21 Akteure stehen gleichzeitig auf der Bühne, interpretieren exakt die anspruchsvollen Tanzszenen von Choreographin Angelika Bucks. Bei jedem Auftritt wechseln sie die Kostüme, alle handgenäht von Regisseur Stephan Vanecek. "Das letzte wurde heute Morgen fertig." Vor allem Katharina Scherer als unbeschwerte Sally Bowles überzeugt - schauspielerisch und stimmlich. Lasziv gibt sie sich im Klub, verliebt und naiv in den Szenen mit Clifford Bradshaw (Karsten Lehmann). Der lässt den Zuschauer mit seiner ausgeprägten Mimik am vielschichtigen Seelenleben teilhaben. Getrennt werden beide vom braunen Mob, personifiziert in der Figur Ernst Ludwig, dargestellt von Manuel Thielen. Dieser wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, kann aber auch bitterböse werden. Und noch ein Paar wird entzweit: Fräulein Schneider (Elena Lorscheid), die freundliche, aber bestimmte Vermieterin, die vom späten Glück mit Herrn Schultz (Stephan Vanecek) träumt. Doch dieser ist Jude, und im Deutschland der frühen 1930er Jahre nicht mehr geduldet. Herrlich ihre Duette, erst voller Glück, dann voller Schmerz. Erstaunlich ist die gute Abstimmung der Sänger mit der achtköpfigen Band, die hinter dem Vorhang sitzt und deren Leiter Dominik Nieß für die Akteure nur über Monitor zu sehen ist. Schade, dass die Zuschauer sie nur hören. Denn sonst wäre der Applaus sicherlich nicht nur laut, sondern ohrenbetäubend gewesen. mehiWeitere Termine: 22. September, 20 Uhr; 23., 19 Uhr; 27., 28., 29., 20 Uhr; 30., 19 Uhr. Karten: TV-Service-Center in Trier, Bitburg und Wittlich.

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