Musik Auf dem Parkdeck durch die Jahrzehnte

Konz · Konz Musik Festival: Zum Abschluss gab’s Gypsy-Jazz und Swing im ungewöhnlichen Ambiente.

 Reinhardts im Dreierpack: Leadgitarrist Jermaine (links), sein Vater Sascha am Bass und Sänger Django Heinrich Reinhardt spielten beim Abschluss des Konz Musik Festivals auf dem ausverkauften Kaufland-Parkdeck.

Reinhardts im Dreierpack: Leadgitarrist Jermaine (links), sein Vater Sascha am Bass und Sänger Django Heinrich Reinhardt spielten beim Abschluss des Konz Musik Festivals auf dem ausverkauften Kaufland-Parkdeck.

Foto: TV/Andreas Feichtner

Wo lässt sich ein Musik-Festival mit gehobenem Ambiente würdig abschließen? Eins mit anspruchsvollem, aber am Finaltag nicht verkopftem Programm? Eins, wo sich die Corona-Bedingungen bestens erfüllen lassen und wo auch sicher keiner der lokalen Prominenten oder Sponsoren müde abwinkt a la: ach, in diesem Rokoko-Schlösschen habe ich doch schon x-mal getagt, gefeiert, Sekt getrunken?

Die Macher des Konz Musik Festivals liefern die Antwort: auf dem obersten Parkdeck eines örtlichen Supermarkts. So stiegen am Sonntagnachmittag 350 Zuschauer dem Konzer Kaufland aufs Dach, um sich den Festival-Abschluss mit dem Charles-Reinhardt-Quartett (unterstützt von Django Heinrich Reinhardt) anzusehen. Das Konzert war damit ausverkauft, wie alle vier anderen Konzerte der Reihe zuvor auch. Nicht nur bei der Location gingen die Konzer neue Wege. Zum Abschluss der zweiten Auflage des Klassik-Festivals stand auch erstmals Jazz und Swing auf dem Programm – mit Charles Herrig (Klavier, Sopransaxofon, Gesang), Volker Sohny am Schlagzeug und drei Nachfahren des legendären Jazzgitarristen Django Reinhardt: Bassist Sascha Reinhardt, seinem Sohn Jermaine, der sich an der Leadgitarre über dem starken Fundament austoben durfte und bei einigen Songs auch mit dem Koblenzer Sänger Django Heinrich Reinhardt, der sich bei Klassikern wie „My Way“ oder Elvis Presleys „It’s Now or Never“ (basierend auf „O sole mio“) auszeichnete. Das Quartett, das in dieser Besetzung nur selten zusammengespielt hat, setzt auf einen zugänglichen Mix aus Gypsy-Jazz und Swing mit Schwerpunkt auf Kompositionen aus den 1920ern und 1930ern. Der Opener „Autumn Leaves“ passte zwar textlich zu den 30 Grad unter der Parkdeck-Sonne nicht so gut wie später „Brasil!“ – das machte aber nichts. Das Publikum feierte die Band am Ende mit standing ovations.

Es war der einzige Abend des diesjährigen Festivals, an dem Festivalleiter Joseph Moog nicht selbst am Flügel saß. „Wir hatten immer auch vor, Jazzkonzerte zu machen und in Richtung Swing zu gehen“, sagt der 32-jährige Konzertpianist: „Ich bin großer Jazzfan, ich habe da eine große Zuneigung.“ Für Moog war es der gelungene Abschluss eines wegen der Corona-Pandemie erschwerten Festivaljahrs, in dem von 13 geplanten Veranstaltungen nur fünf stattfinden konnten. Moogs Fazit fällt sehr positiv aus: „Wir haben viel begeisterte Resonanz erhalten. Das Publikum war sehr diszipliniert, und wir hatten eine schöne Atmosphäre.“ Einige Konzerte, die in diesem Jahr ausgefallen sind, sollen im nächsten Jahr über die Bühne gehen.

 Django Heinrich Reinhardt

Django Heinrich Reinhardt

Foto: TV/Andreas Feichtner

Weiteres Konzert mit Django Heinrich Reinhardt, „Zurück zum Swing“: 26. September 2020, Trier, Orangerie Nells Park Hotel (Benefizkonzert zu Gunsten von Nestwärme).

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