Fünf Jungs mit großer Klappe

Trier · Von der Schulaula in der Kölner Vorstadt bis in große Arenen: Zweifellos haben die Wise Guys seit ihren Anfängen Karriere gemacht. Mit ihrem aktuellen Album sind sie auf Tour. In Trier haben sie vor rund 2500 Zuschauern gezeigt, dass sie keine Besserwisser (englisch: Wise Guys), aber in musikalischer Hinsicht Besserkönner sind.

Trier. Sie sind ja so nett. Und jeder der fünf Jungs hat seine Fans. Alle gemeinsam begeistern ihr Publikum. Fast jeder Zuhörer kann die Texte auswendig, die das Quintett in der etwa zweistündigen Show auf seiner Klassenfahrt-Tour auspackt. Kein Wunder, denn seit Ende der 80er Jahre haben sich die damaligen Abiturienten von der ehemaligen Blechbläsercombo zum gestandenen Popensemble gemausert, das bei Festivals funktioniert und ganze Arenen füllt.
Die Musik: Wie vieles im Leben ist es Geschmackssache, ob man deutsche Texte, eingängige Melodien, mal ernste, mal heitere, mal romantische Themen präferiert. Faszinierend an dieser Formation ist allerdings, dass sie klingt wie eine komplette Band, zumindest als würde sie zu einem vorher von Profimusikern eingespielten Playback singen. Aber die fünf Jungs machen alles mit dem Mund, von der Rhythmusgruppe bis zu E-Gitarre und Bläserabteilung.
Über die musikalische Qualität lässt sich nicht streiten. Auch nicht über das soziale Engagement der Wise Guys: Sie unterstützen ein Misereor-Projekt, das verarmten Landarbeitern in Südafrika Hilfe zur Selbsthilfe leistet. Trotzdem ist es ein bisschen viel Gutmenschentum, das das so nette Quintett ebenso zwischen den mal fröhlichen, mal melancholischen, mal traurigen und mal fetzigen Songs einstreut wie humorige Bemerkungen über das eine oder andere Mitglied.
Es scheint aber gerade diese Mischung zu sein, die die Fangemeinde schätzt - vom Kleinkind bis zum Opa. Und da hält es auch niemanden auf den Sitzen, wenn Marc Sahr (Sari) zu MC Deutsche Mark und Nils Olfert zu Nils Soul Sprotte mutieren und als deutsche Antwort auf 50 Cent den Shakespeare-Klassiker "Hamlet" rappen. Aber Vorsicht: "Dient nicht als Textgrundlage für die nächste Klausur", weisen die Wise Guys auf die freie Interpretation hin.
Was die fünf Jungs auf jeden Fall schaffen, ist, Stimmung zu machen. Sie lassen die Zuschauer lachen, sie lassen sie tanzen, schreien, weinen und jubeln. Und am Ende dirigiert Edzard Hüneke einen riesigen Chor, lässt rund 2500 Stimmen auf Kommando Akkorde und Tonleitern singen.
Und das gute Ende nach dem Ende: Die Jungs zeigen sich als Künstler zum Anfassen, gehen beim Afterglow auf Tuchfühlung. Eben einfach nett.

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