Für immer 18: Bryan Adams besingt in Luxemburg das Lebensgefühl einer Generation

Esch sur Alzette/Luxemburg · Er hat etwas weniger Haare, dafür etwas mehr Falten, aber mit Reibeisenstimme und Mainstream-Rock zieht Bryan Adams noch immer die Massen. In der ausverkauften Rockhal in Luxemburg feierte eine ganze Generation ihr Lebensgefühl.

Für immer 18: Bryan Adams besingt in Luxemburg das Lebensgefühl einer Generation
Foto: Jasmin Wagner

So mancher Ehemann oder Freund wird zusammengezuckt sein, als ihm seine Liebste eröffnete, dass sie gerne mit ihm zu einem Bryan Adams-Konzert gehen würde. In seinem Kopf spielten sich gleich die Balladen ab, die den Star der 80er Jahre so berühmt gemacht haben: "Heaven" oder "Everything I do" zum Beispiel. Und nicht zu vergessen "Summer of 69". Natürlich willigt er der Beziehung zur Liebe ein. Und muss feststellen, das ein Konzert mit Bryan Adams gar nicht so schlecht ist.

Der 57-Jährige Kanadier hat nämlich mehr drauf, als nur schnulzige Balladen und "Summer of 69". Er ist allen voran ein guter Live-Musiker. In seiner markanten Stimme liegt noch immer viel Kraft. Und auch optisch hat er trotz etwas schütterer Haare und ein paar Falten im Gesicht noch immer was zu bieten: Mit eleganter Gelfrisur, Sakko mit Einstecktuch und weißem Hemd verströmt er lässige Eleganz und könnte glatt als der neue James Bond durchgehen.

Charmant begrüßt er sein Publikum auf Französisch und kündigt an, auch ein paar Songs aus seinem neuen Album "Get up" zu spielen, das im vergangenen Oktober erschienen ist. Geschickt mischt er seine bekanntesten Hits mit den neuen Songs: Nach "Run to you" folgt das tanzbare "Go down rockin'" aus dem neuen Album. Als er die ersten Akkorde von "Heaven" anstimmt, singt die ganze Halle mit und auf der LED-Wand leuchtet ein Sternenhimmel. Als es gerade fast zu schmalzig wird, folgt "Kids wanna Rock" aus dem Jahr 1984 - Rock'n Roll pur. "Summer of 69" hat sich Adams nicht als Zugabe aufgehoben, sondern der Klassiker folgt gleich nach diesen ersten Songs. Auch wenn es musikalisch keine großen Überraschungen mehr gibt - trotz des souveränen Solos von Gitarrist Keith Scott - ist der Song zumindest eine Augenweide: Der Text ist auf die nackte Haut einer Frau tätowiert, die in Nahaufnahme auf der LED-Wand zu sehen ist.

Seine Französischkenntnisse stellt Adams nochmal mit "Here I am", der Titelmusik zu dem Zeichentrickfilm "Spirit" unter Beweis, den er komplett auf Französisch singt, was etwas ungewohnt klingt. Diese etwas zu gewollte Schmeichelei wäre vielleicht verzichtbar gewesen. Dem Gesamteindruck tut sie allerdings keinen Abbruch: Bryan Adams Songs sind einfach und eingängig, mal tanzbar, mal gefühlsbetont und es gelingt ihnen vor allem eines: Sie bringen die Menschen, die schon in den 80er Jahren seine Musik gehört haben, dazu, in Erinnerungen so schwelgen: ganz egal, ob es der erste Kuss oder der erste Vollrausch gewesen ist. Da ist es nur folgerichtig, dass der Musiker "18 till I die" seinem Publikum widmet. Und so singen alle lautstark mit "Wanna be young - the rest of my life, Never say no - try anything twice, Til the angels come - and ask me to fly, Gonna be 18 til I die - 18 til I die". Und da ist es - das Bryan-Adams-Gefühl: Nichts hat sich geändert, alles ist genauso, wie damals mit 18.

Zu Hause steht die Frau oder Freundin nach dem Konzert vor dem Spiegel und schminkt sich ab. Im Badradio läuft "The Only Thing That Looks Good on Me Is You". Der Mann kommt rein und schaut ihr über die Schulter. Sie schaut ihn glücklich an. Gut, dass er beim Konzert mit dabei war. Jetzt haben sie einen gemeinsames Bryan-Adams-Gefühl.

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